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@ Genexyz
2024-11-29 07:34:58
Ganz laienhaft gesprochen, sind Derivate Finanzprodukte, die auf einem Basisprodukt basieren (in unserem Fall ist dieses Basisprodukt der Bitcoin-Hashpreis). Derivate werden von diesem Basisprodukt abgeleitet, oder deriviert, damit man das Produkt indirekt handeln kann. Derivate werden meist zu zwei Zwecken gehandelt, entweder zur Absicherung oder zur Spekulation.
https://archive.ph/95gBf
Wie den verlinkten Nachrichten zu entnehmen ist, haben Luxor Technologies einen sogenannten Hashprice NDF lanciert, also einen Non-Deliverable Forward Contract. Bei Derivaten gibt es alle möglichen Formen und Arten von Verträgen, die das Basisprodukt indirekt handeln. Eine gängige Form bilden dabei Terminkontrakte, sogenannte Futures und Forwards.
> 💡 Futures sind eine Form von Derivaten, die Parteien verpflichten, einen Vermögenswert zu einem vorher festgelegten zukünftigen Datum und Preis zu handeln. Hier muss der Käufer den Basiswert zum festgelegten Preis kaufen oder dem Verkäufer verkaufen, unabhängig vom aktuellen Marktpreis zum festgelegten Zeitpunkt der Abwicklung.
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> Forwards hingegen stellen eine ähnliche Form von Terminkontrakten dar, die auch einen zukünftigen Preis zu einem zukünftigen Datum festlegen, nur dass Forwards außerbörslich (OTC) gehandelt werden. Hinzu kommt, dass Forwards anpassbare Bedingungen haben, die zwischen den Parteien und dem Händler individuell vereinbart werden. Forwards sind im Gegensatz zu Futures nicht standardisiert.
Das heißt, der Luxor Hashprice NDF ist nichts anderes, als ein Vertrag zwischen einem Käufer und einem Verkäufer, die sich verständigen, das Basisprodukt (Bitcoin-Hashpreis) zu einem bestimmten Preis an einem festgelegten Fälligkeitsdatum zu handeln. Da es schwierig ist Hashpreis zwischen Verkäufer und Käufer auszuliefern, wird in diesem Fall ein Non-Deliverable Forward (NDF) genutzt.
> 💡 Ein Non-Deliverable Forward (NDF) ist in der Regel kurzfristiger Terminkontrakt, der in Bar abgerechnet wird. Das zugrunde liegende Produkt wird nie ausgetauscht, daher der Name „nicht lieferbar“. Zwei Parteien einigen sich darauf, gegensätzliche Seiten einer Transaktion für einen festgelegten Geldbetrag zu übernehmen. Dies bedeutet, dass die Parteien die Differenz zwischen dem vertraglich vereinbarten (NDF) Preis und dem tatsächlichen Marktpreis abrechnen. Der Gewinn oder Verlust wird anhand des Nominalbetrags der Vereinbarung berechnet, indem die Differenz zwischen dem vereinbarten Kurs und dem Marktkurs zum Zeitpunkt der Abwicklung genommen wird.
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Die gesamte Transaktion wird also anstatt in Bitcoin-Hashpreis in einer konvertierbaren Währung abgerechnet. In diesem Fall ist es möglich, den Vertrag in US Dollars, Bitcoin oder US Dollar Stablecoins zu begleichen. Das bedeutet einfach gesprochen, Verkäufer und Käufer einigen sich auf einen bestimmten Preis in der Referenzwährung für eine bestimmte Höhe an Bitcoin-Hashpreis. Bei Fälligkeit wird der vereinbarte Preis mit dem Referenzpreis des jeweiligen Tages verglichen. Generell kann dies ein vom Herausgeber des Kontrakts festgesetzter Tageskurs sein, Luxor bedient sich hier des Bitcoin Hashprice Index. Dazu gleich mehr. Die Differenz zwischen dem vorab vereinbarten Preis und dem Referenzpreis wird am Fälligkeitstag in der konvertierbaren Währung abgerechnet.
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Da wir nun die technische Komponente abgehakt haben, können wir uns dem Luxor Hashprice NDF im Detail widmen.
Der Luxor Hashprice NDF soll es Minern ermöglichen, ihr Risiko gegenüber dem Bitcoin-Preis und den steigenden Energiekosten abzusichern, sogenanntes Hedging gegen Verluste aus diesen unbeeinflussbaren Preisfaktoren. Häufig verwenden institutionelle oder Einzelhändler Derivate (vornehmlich Optionen und Terminkontrakte), um Absicherungsstrategien zu entwickeln, die das Risiko einen Kursverlusts des Bitcoin-Preises mindern. Mit diesem Produkt haben jetzt Miner zum ersten Mal Zugriff auf ein Instrument, das speziell auf ihre Bedürfnisse angepasst ist. Luxor gehen davon aus, dass wie traditionelle Rohstoff- und Energieproduzenten, auch Bitcoin-Miner wahrscheinlich zu großen Nutzern von Derivaten werden. Traditionelle Hersteller bedienen sich sehr anspruchsvollen und hoch entwickelten Hedging-Strategien (sei es mit Futures, um Preise zu sichern, oder mit Optionen, um Verluste abzusichern), um sich vor Volatilität bei Vorprodukten, Energiepreisen und Preisschwankungen der eigenen Produkte zu schützen. Außerdem können Miner mit diesem Mittel dringend benötigtes Geld aus dem Verkauf von Wetten auf die zukünftige Produktion erhalten oder ihre zukünftige Produktion zu einem festen Preis sichern.
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Bislang nutzten Miner hauptsächlich Optionen, um Risiken im Zusammenhang mit der Preisvolatilität auszugleichen, indem sie sich die Reserven in ihren Bilanzen zu eigen machten. Allerdings sind Miner nun mehr und mehr gezwungen, ihre Reserven zu liquidieren, um Fälligkeiten zu begleichen und Betriebskosten zu decken, wenn der Preis von Bitcoin, bzw. der Hashpreis, weiter fällt (siehe //Secondi).
Doch nicht nur Miner profitieren von diesem neuen Finanzprodukt, denn auch Händlern wird ermöglicht, auf die von den Minern erzielten Einnahmen zu spekulieren und somit am Mining-Markt zu profitieren, ohne direkt in Mining-Equipment investieren zu müssen. Mit dem Hashprice NDF haben Luxor eine neue Investitionskategorie im Bitcoin-Finanzspektrum geschaffen, dass sicherlich auch Investoren interessieren könnte, die sonst die Nähe zum Mining-Sektor vermieden haben.
> \[H\]ashprice derivatives are the apotheosis of our vision of hashrate as an asset class, something we’ve been pioneering since we introduced hashprice with the launch of Hashrate Index in 2020.” - Nick Hansen, CEO Luxor
Doch wie genau sieht so ein Terminkontrakt genau aus? Zunächst mal wieder ein paar Basisfakten:
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Bei Vertragsabschluss stimmt eine Partei, der Käufer, zu, den Hashpreis zu einem späteren Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis vom Verkäufer, dem Miner, zu kaufen. Da der Hashpreis NDF ein OTC-gehandelter Vertrag ist, kommt er mit Hilfe von Luxor zustande, die als Broker fungieren.
> 💡 Ein OTC-gehandelter Vertrag ist ein Finanzkontrakt, der nicht an einer Wertpapierbörse gehandelt wird. OTC-Derivate sind stattdessen private Verträge, die zwischen Kontrahenten ausgehandelt werden, ohne eine Börse oder andere formelle Vermittler zu durchlaufen, obwohl ein Broker/ Makler bei der Organisation des Handels behilflich sein kann.
Luxor kümmert sich dabei neben dem Order-Matchmaking um das Counterparty-Risk und die Zahlungsabwicklung bei Ablauf des Vertrags. Forwards können also von den Vertragsparteien beliebig lang oder kurz laufen, allerdings beträgt die übliche Dauer, laut Matthew Williams, der das Derivategeschäft von Luxor leitet, für einen Hashprice NDF in der Regel 30 Tage.
Luxor haben sowohl den Begriff Hashpreis geprägt, als auch den Bitcoin Hashprice Index erschaffen.
> 💡 Wir wissen der Hashpreis brechnet sich aus Bitcoin Preis / Hashrate. Der von Minern generierte Umsatz pro Tera-Hash.
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> Beispiel: 0.20 US Dollar pro Tera-Hash/Sekunde pro Tag (0.20/TH/s/day)
Die Terminkontrakte werden anhand dieses Index von Luxor abgerechnet, und Anleger können wählen, ob sie in US Dollars, Bitcoin oder US Dollar Stablecoins abrechnen möchten. Der Einfachheit halber, wird der Index in Peta-Hash dargestellt (Peta-Hash/Sekunde/Tag), da die Darstellung in Tera-Hash/Sekunde/Tag zu kleinteilig wäre.
Wenn der abgeschlossene Vertrag ausläuft, wird der Hashpreis an dem festgelegten Tag mit dem Hashpreis des Vertrags verglichen. Ein Rechenbeispiel: Wenn der Verkäufer/ Miner weiß, dass 30 Tage lang ein Output von 50 Peta-Hash pro Sekunde (PH/s) erzeugt werden kann, kann er 1.500 (PH/s x Tage) Kontrakte zu 100 US Dollar pro PH/s/Tag verkaufen. Wenn bei Vertragsablauf der Abrechnungswert 70 US Dollar pro PH/s/Tag beträgt, profitiert der Miner von 45.000 US Dollar (100 US Dollar Marktpreis - 70 Dollar NDF-Preis = 30 US Dollar x 1.500 Kontrakte).
Andersrum, wenn der Hashpreis 100 US Dollar PH/s/Tag bei Vertragsablauf übersteigt, steckt der Käufer den Gewinn ein und der Verkäufer/ Miner muss die Differenz begleichen. Da der Vertrag Non-Deliverable ist, also das zugrunde liegende Produkt nie tatsächlich ausgetauscht wird, nimmt der Käufer keine physische Lieferung von Hashrate entgegen. Sondern die Differenz wird ausgezahlt.
Soviel erstmal zum Luxor Hashpreis NDF, dem ersten seiner Art auf dem Markt, obwohl das Unternehmen bereits angekündigt hat, es sei „das erste von vielen“ Derivate-Produkten, das Luxor bereits in diesem Jahr einführen will. Es bleibt abzuwarten, ob diese Art von Produkten Anklang findet, jedoch wurde, laut dem Unternehmen, im Vorfeld sehr viel Recherche bei potentiellen Kunden und Partnern betrieben, um eine Nachfrage und ein gewisses Bedürfnis nach Hedging-Möglichkeiten zu stillen. Ob das Produkt jedoch für einige Miner zu spät kommt, werden wir uns im zweiten Teil anschauen.
Einen anderen Weg hat schon vor einiger Zeit FTX, eine der größten Börsen, eingeschlagen, als sie 2020 die Einführung eines Hashrate-Futures ankündigten. Die Futures wurden nach der durchschnittlichen Difficulty pro Quartal bewertet. Um die unlesbaren Zahlen der Difficulty lesbar zu machen, wurde der Kontraktwert berechnet, indem die Difficulty durch 1 Billion geteilt wurde, um eine zweistellige Zahl zu erhalten, die es dem Kunden erleichtern sollte, den Wert nachzuvollziehen. Anders als bei den Luxor Forwards, verhielten sich diese Futures ein bisschen (lies: komplett) wie ein Wettschein auf eine sinkende oder steigende Difficulty im Zeitraum des nächsten Quartals. Doch dieses kurzlebige Unterfangen hielt nur für 3 Quartale, bevor es kommentarlos beendet wurde.
🫳🎤
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In diesem Sinne, 2... 1... Risiko!
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