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@ derKUEKeNFunktionär
2023-12-03 17:06:02Prolog
Die Partei ist ein Vehikel, den öffentlichen Diskurs auf das relevante Thema der Gesellschaft zu lenken. Das relevante Thema, das uns angeht, ist die Zukunft; denn dies ist der Raum, der durch die Gegenwart gestaltbar ist. Hier liegt der Unterschied zwischen Verwaltung und Politik: Verwaltet wird die Gegenwart, das Primat der Politik ist die Gestaltung der Zukunft. Das klarste Zeichen der Zukunft sind die Kinder. Es sind unsere Kinder und sie sind immer auch Kinder der Gesellschaft. In ihnen zeichnet sich Verantwortung am deutlichsten ab. Diese Verantwortlichkeit liegt bei uns, den mündigen Bürgern etwa als Eltern, Großeltern, Erziehern und auch Politikern.
Der Ausgangspunkt soll einfach sein, er soll bei der Frage liegen: Wie kann unsere Gesellschaft aufgebaut und strukturiert sein, sodass sie unseren Kindern eine gute Gesellschaft und Gemeinschaft bietet? Als gute Gesellschaft möge die Fähigkeit gelten, unsere Kinder zu wahreren, klügeren und besseren Menschen zu machen, als wir es sind. Es ist ein Freude anzuschauen. Ausgangspunkt jeden politischen Handelns wird so die Frage nach der Zweckhaftigkeit für unsere Kinder. Das ist ein radikaler Wandel der Perspektive.
Wir folgen im ersten Schritt Hans Jonas, Fürsorge für den Nachwuchs: "Hier ist der Archetyp alles verantwortlichen Handelns [...]" [@DPV_2003 Seite 85]. Jeder von uns war ein Säugling, dessen Bedürftigkeit angenommen und entsprochen, dessen Anspruch auf Leben angenommen und positiv beantwortet wurde. Selbst in den tragischen Schicksalen von Ausgrenzung und Verstoßung sind wir Zeichen dieser Verantwortung, die, wenn nicht von den konkreten Menschen ausgeübt, durch Institutionen angenommen wird. Hier ist eine einfache und klare Natur des Menschen erkennbar^[@camus2013mensch Seite 30] : „Verantwortung im ursprünglichsten und massivsten Sinn folgt aus der Urheberschaft des Seins, an der über die aktuellen Erzeuger hinaus alle beteiligt sind, die der Fortpflanzung durch Nichtwiderruf ihres Fiat im eigen Fall beipflichten, also alle, die sich selber das Leben erlauben“ [@DPV_2003 Seite 241]. Das sind wir: die erwachsenen und mündigen Bürger.
Mit dieser Verantwortung gegenüber unseren Kindern nehmen wir auch die Verantwortung für uns selbst wahr. Denn wir selbst sind das notwendige Hilfsmittel, durch das sich diese Verantwortung realisiert. Wir sind uns selbst gegenüber verantwortlich, weil wir unseren Kindern gegenüber verantwortlich sind und niemand sonst diese Verantwortung übernehmen könnte. Eine Politik, die sich an den Kindern ausrichtet, ist somit immer auch eine Politik, die sich an den Menschen ausrichtet.
So wenden wir uns wieder unserer eigentlichen Verantwortung den Menschen und zuvorderst den Kindern der Gesellschaft zu, unseren Kindern. Mit einer konsequenten Verfolgung der Kindesinteressen werden also ebenso die Interessen aller Mitglieder einer Gesellschaft vertreten und gleichzeitig eine zukunftsfähige und nachhaltige Politik betrieben.
In einer aufgeklärten Demokratie kommt der kritischen Öffentlichkeit eine spezifische Funktion zu: die der Selbstkontrolle. Diese Funktion kann nur mit und durch die Mündigen und ihren kritischen Einsatz des Verstandes erreicht werden. Auch dieser kritischen Öffentlichkeit muss unsere Sorge gelten. Und dies in zweierlei Hinsicht: Ist es nach Kant zum Einen die 'Feigheit und Faulheit' in uns, die unsere Mündigkeit zeitlebens bedroht, und damit auch die Öffentlichkeit, deren unentbehrlicher Teil jeder von uns ist, zum anderen in der Erziehung der noch nicht mündigen, der Kinder. Sie allein bilden nach uns diese kritische Öffentlichkeit. So weist das durch die Verantwortung gestiftete Sorge-System eine differenzierte Struktur auf. Es sind die Mündigen, deren Aufgabe und Pflicht es ist, den Unmündigen zur Mündigkeit zu verhelfen. Unserer aufgeklärte Gesellschaft, ihr ganzes demokratisches System hängt von der Fähigkeit ab, diese Mündigkeit zu bewahren. Im Strom der vergehenden Zeit bedeutet bewahren, dass die nächste Generation von Menschen mindestens so mündig ist wie wir. Die nächste Generation von Menschen ist die unserer Kinder. Das sind keine Fremden: Wir sind ihre Eltern und Großeltern, ihrer Verwandten und die Freunde dieser Menschen. Immer sind wir den Kindern gegenüber in der Pflicht, die sich aus dieser Verantwortung ableitet.
Es besteht ein generativer Vertrag, der sich zwischen Eltern und Kindern, aber im Besonderen auch zwischen Kindern und Großeltern entfaltet. Sie verbinden die Kinder mit dem Vergangenen und angereichertem Kulturellen, dem symbolischen Milieu. Erst in diesem generativen Gefüge ist es den Kindern möglich, eine konkrete Beziehung mit dem gesellschaftlichen, dem symbolischen Milieu, aufzunehmen und selbst in der Abfolge der Generationen diese Rollen ausüben zu können. Durch die Verbindung der Kinder mit den Alten schließt sich der Kreis der Generationen. Durch sie wird der Kreislauf des Werdens und Vergehens, der das Leben ist, erfahrbar. Es sind die langen Kreisläufe, die sich durch dieses intergeneratives Verhältnis erleben und erfahren lassen und nur die langen weiten Kreisläufe sind als Narration geeignet, den Sinn zu stiften. „Die noch lebende Elterngeneration vermittelt ihm [dem Kind] auf diese Weise die durch Generationen angehäufte Erfahrung, die es mit seinen verstorbenen Vorfahren in Verbindung setzt“.[@VAT_2008 Seite 21]
Eine auf den verantwortlichen Zweck bezogene Wirtschaft ist bedürfnisorientiert. Die Bedürfnisse ergeben sich aus unserer Art und Weise, wie wir auf diese Welt bezogen sind. Dies sind die objektiven Zwecke die Wirtschaft begründen können. Das Produzieren von Bedürfnissen, die Basis unsere absatzorientierten Wirtschaft hat keinen Zweck innerhalb dieser Verantwortung. In einer Welt, in der die materiellen Grundbedürfnisse übererfüllt werden, bauen wir Maschinen nicht, um mehr Güter herstellen zu können. Wir bauen Maschinen, um mehr Zeit zu haben. Zeit, die wir unseren Kindern widmen können, wie es unsere Verantwortung ist. Da diese Verantwortung ein originärer Teil unseres Daseins ist, ist hier auch Lust und in der Lust auch Befriedigung, echte Befriedigung, wie sie der Konsum nicht zu leisten vermag. „Mit der Tochter oder dem Enkel spielen bedeutet Lachen und sich mit ihnen <
> - ihnen ein wenig von der eigene Zeit zu widmen, und zwar nicht nur für ihr Gehirn, sondern auch für die Entwicklung ihre minderjährigen Aufmerksamkeit ...“[@VAT_2008 Seite 30] Die Norm wird heute nicht mehr von dem Menschen definiert. Sie ist ein vom Marketing gestiftetes Produkt. Entsprechend enthält sie keine andere Zweckhaftigkeit als die des Konsums. Das Marketing richtet sich speziell an die Kinder und Jugendlichen, um ihre Aufmerksamkeit zu binden. Es zerstört den Generationenvertrag, indem es die Jugendlichen zu Vorbildern für uns Erwachsene macht.
Krieg widerspricht dem Lebenszweck und leugnet unsere Verantwortung gegenüber dem Leben. Wir müssen aufhören mit Krieg und demnach mit der Produktion von Kriegsgerät. Auch hier wird so viel Lebenszeit investiert, die unwiederbringlich verloren geht. Die Zeit, die diese Erwachsenen nicht mit den Kindern verbringen, ist verloren, für die Kinder und auch für die Erwachsenen. Sie ist verloren für uns alle. Es ist die verlorene Zukunft, die wir alle erleben, der Krieg wütet überall auf der Welt. Das Leid und die Verzweiflung wachsen.
Dies alles sind Kapriolen des Rationalen - Die Dialektik der Aufklärung. Diese Rationalität ist auf sich selbst bezogen und nicht mehr auf das Leben, so wird diese übersteigerte Rationalität irrational. "Nicht indem sie ihm die ganze Befriedigung gewährt, haben die losgelassenen Produktionskolosse das Individuum überwunden, sondern indem sie es als Subjekt auslöschten. Eben darin besteht ihre vollendete Rationalität, die mit ihrer Verrücktheit zusammenfällt." [@DdA_2013 Seite 215] Sie sind das Ergebnis einer Rationalität, die sich abgelöst hat vom Zweck und damit auch von der Welt und den Menschen. An diesen Stellen können uns die Kinder helfen, die Welt und die Menschen wieder in den Blick zu nehmen, die Bedürftigkeit zu objektivieren und zu begründen. Die Kinder in den Fokus zu rücken, bewahrt uns vor dem Überschlag des Denkens, sogar vor dem popeligen <
>. Hans Johnas "Sieh hin und du weißt"[@DPV_2003 Seite 235] können wir als Vorwegnahme des Spiegeleuronennprinzips verstehen. Wir sind bestens ausgestattet, die Bedürftigkeit in anderen zu erkennen, zu reflektieren und sie zu unseren eigenen zu machen. In der Verantwortung für unsere Kinder finden wir eine ähnliche Subjekt-Entlastung wie im Ritus oder im Spiel. Denn sie macht uns zum Teil eines größeren Systems, eines „Sorge-Systems“. Es entsteht ein generativer Vertrag, der die Geschichte stiftet, in der wir alle eine Heimat finden: Denn was bleibt, sind die bunten Geschichten. Die eigene individuelle Geschichte ist auf Wohl und Wehe mit der Kollektiven verknüpft, die zu Ende ginge ohne unsere Kinder. Traurig und leer wird die Welt der letzten Menschen sein.