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@ Genexyz
2025-02-17 09:12:39
Für diejenigen, die mich nicht kennen: Ich bin Hal Finney. Ich machte meine ersten Schritte mit Kryptographie, in dem ich an einer frühen Version von PGP arbeitete, in enger Zusammenarbeit mit Phil Zimmermann. Als Phil beschloss, die PGP Corporation zu gründen, war ich einer der ersten, die er einstellte. Ich habe bis zu meiner Pensionierung an PGP gearbeitet. Zeitgleich fing ich an, mich bei den Cypherpunks zu engagieren. Neben anderen Aktivitäten betrieb ich den ersten kryptographisch basierten anonymen Remailer.
Springen wir ans Ende des Jahres 2008 und der Ankündigung von Bitcoin. Ich habe bemerkt, dass Krypto-Graubärte (ich war Mitte 50) dazu neigen, zynisch zu werden. Ich war eher idealistisch; ich habe Kryptographie immer geliebt, das Mysterium und das Paradoxe daran.
Als Satoshi Bitcoin in der Kryptographie-Mailingliste ankündigte, wurde er bestenfalls skeptisch aufgenommen. Kryptographen haben schon zu viele großartige Pläne von ahnungslosen Anfängern gesehen. Sie neigen zu überhasteten Reaktionen.
Ich war positiver eingestellt. Ich hatte mich schon lange für kryptografische Zahlungssysteme interessiert. Außerdem hatte ich das Glück, sowohl Wei Dai als auch Nick Szabo kennenzulernen und ausgiebig mit ihnen zu korrespondieren, von denen allgemein bekannt ist, dass sie Ideen entwickelt haben, die mit Hilfe von Bitcoin verwirklicht werden sollten. Ich hatte einen Versuch unternommen, meine eigene, auf Proof-of-Work basierende Währung namens RPOW zu schaffen. Daher fand ich Bitcoin faszinierend.
Als Satoshi die erste Version der Software ankündigte, schnappte ich sie mir sofort. Ich glaube, ich war die erste Person neben Satoshi, die Bitcoin laufen ließ. Ich habe Block 70 oder so gemined und ich war der Empfänger der ersten Bitcoin-Transaktion, als Satoshi mir zehn Coins als Test schickte. In den nächsten Tagen führte ich eine E-Mail-Konversation mit Satoshi, in der ich hauptsächlich Fehler meldete, die er dann beseitigte.
Heute ist die wahre Identität von Satoshi ein Rätsel. Aber damals dachte ich, ich hätte es mit einem jungen Mann japanischer Abstammung zu tun, der sehr intelligent und aufrichtig war. Ich hatte das Glück, im Laufe meines Lebens viele brillante Menschen kennenzulernen, daher erkenne ich die Zeichen.
Nach ein paar Tagen lief Bitcoin ziemlich stabil, also ließ ich es laufen. Das waren die Tage, als die Difficulty 1 war und man Blöcke mit dem CPU finden konnte, nicht einmal mit einem GPU. In den nächsten Tagen habe ich mehrere Blöcke gemined. Aber ich schaltete es ab, weil mein Computer zu heiß wurde und mich das Lüftergeräusch störte. Im Nachhinein wünschte ich, ich hätte länger durchgehalten, aber andererseits hatte ich außerordentliches Glück, dass ich am Anfang dabei war. Das ist so eine halb volles, halb leeres Glas Sache
Das nächste Mal, dass ich von Bitcoin hörte, war Ende 2010, als ich überrascht feststellte, dass es nicht nur immer noch existierte, sondern bitcoins tatsächlich einen Geldwert hatten. Ich entstaubte meine alte Wallet und war erleichtert, als ich feststellte, dass meine bitcoins noch darin waren. Als der Preis auf eine echte Summe kletterte, transferierte ich die Coins in eine Offline-Wallet, wo sie hoffentlich für meine Erben etwas wert sein werden.
Apropos Erben: 2009 erlebte ich eine Überraschung, als bei mir plötzlich eine tödliche Krankheit diagnostiziert wurde. Zu Beginn des Jahres war ich in der besten Verfassung meines Lebens, ich hatte viel Gewicht verloren und mit dem Langstreckenlauf begonnen. Ich war mehrere Halbmarathons gelaufen und hatte begonnen, für einen vollen Marathon zu trainieren. Ich hatte mich zu Läufen über 20 Meilen hochgearbeitet und dachte, ich hätte alles im Griff. Doch dann ging alles schief.
Mein Körper begann zu versagen. Ich sprach undeutlich, verlor die Kraft in meinen Händen und meine Beine erholten sich nur langsam. Im August 2009 erhielt ich die Diagnose ALS, auch Lou-Gehrig-Krankheit genannt, nach dem berühmten Baseballspieler, der daran erkrankt war.
ALS ist eine Krankheit, die Motoneuronen abtötet, die Signale vom Gehirn an die Muskeln weiterleiten. Sie verursacht zunächst Schwäche und dann allmählich zunehmende Lähmungen. Die Krankheit verläuft in der Regel innerhalb von 2 bis 5 Jahren tödlich. Meine Symptome waren zunächst gering und ich konnte weiterarbeiten, aber Müdigkeit und Stimmprobleme zwangen mich Anfang 2011, in den Ruhestand zu gehen. Seitdem ist die Krankheit unaufhaltsam fortgeschritten.
Heute bin ich im Wesentlichen gelähmt. Ich werde durch einen Schlauch ernährt, und meine Atmung wird durch einen weiteren Schlauch unterstützt. Ich bediene den Computer mit einem kommerziellen Eyetracker-System. Es ist auch mit einem Sprachsynthesizer ausgestattet, so dass dies jetzt meine Stimme ist. Ich verbringe den ganzen Tag in meinem Elektrorollstuhl. Ich habe eine Schnittstelle mit einem Arduino entwickelt, so dass ich die Position meines Rollstuhls mit meinen Augen einstellen kann.
Es war eine Umstellung, aber mein Leben ist nicht allzu schlimm. Ich kann immer noch lesen, Musik hören, fernsehen und Filme schauen. Vor kurzem habe ich entdeckt, dass ich sogar Code schreiben kann. Es geht sehr langsam, wahrscheinlich 50 Mal langsamer als vorher. Aber ich liebe das Programmieren immer noch, und es gibt mir Ziele. Derzeit arbeite ich an etwas, das Mike Hearn vorgeschlagen hat, nämlich die Sicherheitsfunktionen moderner Prozessoren, die „Trusted Computing“ unterstützen, zu nutzen, um Bitcoin-Wallets zu härten. Es ist fast fertig zur Veröffentlichung. Ich muss nur noch die Dokumentation erstellen.
Und natürlich sind die Kursschwankungen von Bitcoin für mich unterhaltsam. Ich habe einen Anteil an dem Spiel. Aber ich bin durch Glück zu meinen bitcoins gekommen, ohne dass ich etwas dafür kann. Ich habe den Crash von 2011 miterlebt. Ich habe es also schon einmal erlebt. Einfach kommen, einfach gehen.
Das ist meine Geschichte. Ich habe insgesamt ziemlich viel Glück. Selbst mit der ALS ist mein Leben sehr zufriedenstellend. Aber meine Lebenserwartung ist begrenzt. Diese Diskussionen über die Vererbung von bitcoins sind mehr als nur von akademischem Interesse. Meine bitcoins befinden sich in unserem Bankschließfach, und mein Sohn und meine Tochter sind technisch versiert. Ich denke, sie sind sicher genug. Ich bin mit meinem Erbe zufrieden.
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