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@ Philipp Mattheis
2025-05-05 07:05:46Vor genau 40 Jahren, unter den Kronleuchtern eines New Yorker Ballsaals, wurde das berüchtigte ‚Plaza Accord‘ unterzeichnet, das eine Finanztsunami auslöste, der den japanischen Yen in nur 16 Monaten um 46 Prozent in die Höhe trieb. Die Exporte brachen ein, und Japans beeindruckendes Wirtschaftswachstum von 5 Prozent schrumpfte zu Staub.“
Xi Jinping am 26. April 2025
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2010 kam es zu einer mysteriösen Serie von Selbstmorden in der chinesischen Stadt Shenzhen. Insgesamt nahmen sich zwischen Januar und August 13 Menschen das Leben, in dem sie von Hochhäusern sprangen. Die chinesischen Medien berichteten stets über Einzelfälle. Erst ausländischen Korrespondenten gelang es, die Selbstmorde miteinander in Verbindung zu setzen: Alle waren Angestellte des Apple-Zulieferers Foxconn. Alle waren sogenannte Wanderarbeiter aus den umliegenden Provinzen. Ihr monatliches Gehalt von umgerechnet 110 Euro war auch für chinesische Verhältnisse derart niedrig, dass sie sich gezwungen sahen, Überstunden zu leisten. Trotz der viel gepriesenen chinesischen Fähigkeit 吃苦 „Bitterkeit zu essen“, erschien vielen Angestellten ihr Leben so unerträglich und ausweglos, dass sie sich das Leben nahmen.
Nach einem internationalen Shitstorm reagierte Foxconn: Man erhöhte die Gehälter um 70 bis 100 Prozent und spannte Netze in der „Foxconn-City“ auf, um weitere Selbstmorde zu verhindern.
Gegründet wurde Foxconn 1974 von Terry Gou in Taiwan unter dem Namen „Hon Hai Precision Industry“. Mit der wirtschaftlichen Öffnungspolitik der Volksrepublik expandierte Gou auf das chinesische Festland, wo er Heerscharen von billigen Arbeitskräften fand. Heute beschäftigt Foxconn mehr als eine Million Menschen und fertigt rund 70 Prozent aller iPhones weltweit.
Apple-Zulieferer Foxconn steht wie kaum ein anderes Unternehmen für den wirtschaftlichen Megatrend der vergangenen Jahrzehnte. In den USA entworfene Produkte werden in Asien gefertigt und weltweit verkauft. Komplexe Lieferketten spannen sich um den gesamten Globus. Immer neue Märkte müssen erschlossen werden, um den Rendite-Erwartungen der Anleger gerecht zu werden. Die globale Produktion wandert von Land zu Land, bis die Lohnkosten so dort stark gestiegen sind, dass es Zeit wird weiterzuziehen. Nun ist ein neuer Faktor hinzugekommen: Geopolitik.
Vor wenigen Tagen gab Apple bekannt, dass es einen großen Teil seiner iPhone-Fertigung von China nach Indien verlagern werde.
Sprich: Foxconn zieht um. Der Zulieferer betreibt Werke in Tamil Nadu und Karnataka und plant eine neue Fabrik nahe Bengaluru mit Investitionen von bis zu 2,7 Milliarden US-Dollar. Dort sind zwar die Produktionskosten rund acht Prozent höher als in China, aber Apple will so sein Ziel erreichen, 2026 alle iPhones in Indien fertigen zu lassen. Punktsieg für Trump, Vance und Bessent.
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Das, was im Zollkrieg zwischen den USA und China gerade stattfindet, ähnelt dem Prinzip des 2500 Jahre alten chinesischen Spiels: im Gegensatz zu Schach, wo es um das Eliminieren des gegnerischen Königs geht, ist Go subtiler. Es gibt kein direktes „Schachmatt“, sondern einen Wettstreit um Raum und Einfluss. Verbündete werden gesucht, um den jeweiligen Gegner zu entwaffnen, bevor es zu einer entscheidenden Schlacht überhaupt kommen kann.
90 Tage Aufschub hat Donald Trump allen Handelspartnern gewährt - bis auf China. Zuvor hatte er am „Liberation Day“ Zölle auf nahezu alle Ländern erhoben, mit denen die USA ein Handelsdefizit aufweisen. Ob hinter der Schaukelpolitik Kalkül steckt, oder ob ihm besonnenere Gemüter in der Regierung dazu geraten haben, nachdem der amerikanische Aktienmarkt in den Keller gerauscht war, bleibt offen für Spekulationen. Auf jeden Fall bleiben den beiden größten Volkswirtschaften der Welt nun noch etwas über zwei Monate, möglichst viele Verbündete zu finden, um den Gegner zu isolieren. „Wir können wahrscheinlich mit unseren Verbündeten einen Deal erreichen“, sagte Finanzminister Scott Bessent. „Und dann können wir gemeinsam als Gruppe auf China zugehen.“ Die USA haben an und für sich viele Argumente auf ihrer Seite:
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