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@ Roland
2025-04-25 10:59:35Erich Kästner (1899-1974) ist den meisten bekannt als erfolgreicher Kinderbuchautor, “Emil und die Detektive”, “Das fliegende Klassenzimmer”, und andere mehr. Als Teilnehmer des ersten Weltkriegs und Zeitzeuge des zweiten, hat er auch zahlreiche aufrüttelnde Gedichte gegen den Krieg geschrieben. \ \ Stimmen aus dem Massengrab\ Verdun, viele Jahre später\ Große Zeiten\ \ „Das entscheidende Erlebnis war natürlich meine Beschäftigung als Kriegsteilnehmer. Wenn man 17-jährig eingezogen wird, und die halbe Klasse ist schon tot, weil bekanntlich immer zwei Jahrgänge ungefähr in einer Klasse sich überlappen, ist man noch weniger Militarist als je vorher. Und eine dieser Animositäten, eine dieser Gekränktheiten eines jungen Menschen, eine der wichtigsten, war die Wut aufs Militär, auf die Rüstung, auf die Schwerindustrie.“
Auf den Schlachtfeldern von Verdun\ wachsen Leichen als Vermächtnis.\ Täglich sagt der Chor der Toten:\ „Habt ein besseres Gedächtnis!"
Offensichtlich funktioniert das kollektive Gedächtnis nicht so gut, wenn solch plumpe Kriegshetzer in alberner Verkleidung sich plötzlich wieder großer Beliebtheit erfreuen.
"Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf."
So wird eine friedliebende Gesellschaft systematisch in eine militaristische transformiert. Was wird der Titel der nächsten Sondersendung sein: "wollt ihr den totalen Krieg"?
„Erst wenn die Mutigen klug und die Klugen mutig geworden sind, wird das zu spüren sein, was irrtümlicherweise schon oft festgestellt wurde: ein Fortschritt der Menschheit.“
Höchste Zeit den Mut zu entwickeln sich dem Massenwahn zu widersetzen um das Unheil zu verhindern. Zwei Weltkriege haben Deutschland schwer geschadet, ein Dritter würde es auslöschen. Erinnern wir uns an Karthago, bevor es zu spät ist!
Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?\ Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!\ Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn\ in den Büros, als wären es Kasernen.
Dort wachsen unterm Schlips Gefreitenknöpfe. \ Und unsichtbare Helme trägt man dort.\ Gesichter hat man dort, doch keine Köpfe.\ Und wer zu Bett geht, pflanzt sich auch schon fort!
Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will \ - und es ist sein Beruf etwas zu wollen -\ steht der Verstand erst stramm und zweitens still.\ Die Augen rechts! Und mit dem Rückgrat rollen!
Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen \ und mit gezognem Scheitel auf die Welt.\ Dort wird man nicht als Zivilist geboren.\ Dort wird befördert, wer die Schnauze hält.
Kennst Du das Land? Es könnte glücklich sein. \ Es könnte glücklich sein und glücklich machen?\ Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein\ und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen.
Selbst Geist und Güte gibt's dort dann und wann! \ Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen.\ Dort steckt ein Kind in jedem zweiten Mann.\ Das will mit Bleisoldaten spielen.
Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün. \ Was man auch baut - es werden stets Kasernen.\ Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?\ Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!