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@ FIFFEL
2025-04-26 10:30:14„Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten.“
– Jean-Jacques Rousseau
In einer Welt, die sich zunehmend durch technologische Umbrüche definiert, zeigt sich eine bemerkenswerte kognitive Dissonanz im Umgang mit neuen Paradigmen: Die Abwehr gegenüber Bitcoin ist selten eine Frage der Rationalität, sondern oft eine Reaktion auf die Überforderung durch das Ungewohnte. Der Mensch scheut die Auseinandersetzung mit dem, was ihm fremd erscheint – nicht, weil es notwendigerweise komplex ist, sondern weil es nicht in das gewohnte Raster institutionalisierter Erklärung passt.
So wirkt Bitcoin auf viele wie ein hermetisches System, dessen Mechanismen sich dem Alltagsverständnis entziehen. Dabei ist es, philosophisch betrachtet, der Fiat-Welt unter einem entscheidenden Aspekt überlegen: ihrer radikalen Transparenz.
Die Unsichtbarkeit des Gewohnten
Die Strukturen, welche das fiatbasierte Geldsystem tragen, sind in ihrer institutionellen Dichte kaum zu durchdringen. Zentralbanken, Aufsichtsbehörden, gesetzgeberische Rahmenwerke, geldpolitische Instrumente, Interbankenmärkte, internationale Regulierungsorgane – sie bilden einen verwaltungstechnischen Überbau, der in seiner Vielschichtigkeit eher einer mittelalterlichen Theologie als einem frei zugänglichen, rationalen System gleicht.
Das Vertrauen in diese Ordnung ist kein Produkt verstandesmäßiger Durchdringung, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Gewöhnung und autoritärer Setzung. Man glaubt an das Fiat-Geld, weil es da ist – nicht, weil man es versteht.
Bitcoin verlangt Verantwortung
Bitcoin hingegen konfrontiert den Einzelnen mit der Notwendigkeit der Selbstverantwortung und fordert eine direkte Auseinandersetzung mit seiner Funktionsweise: kryptografische Prinzipien, Dezentralität, Konsensmechanismen, digitale Knappheit. Dies wirkt zunächst sperrig, ja fast elitär. Doch diese Komplexität ist nicht strukturell intransparent, sondern technisch erklärbar, überprüfbar und – für jeden offen.
Während das Fiat-System in verschlossenen Räumen entscheidet, operiert Bitcoin auf einem offenen Protokoll. Die Ablehnung des Neuen beruht daher weniger auf seiner inhärenten Schwierigkeit, als vielmehr auf einer anthropologischen Trägheit: Die Bequemlichkeit, sich von äußeren Instanzen verwalten zu lassen, wiegt schwerer als der Wunsch nach Souveränität.
Was ist wahre Komplexität?
Doch was ist wahrhaft komplex? Ist es nicht die blinde Akzeptanz eines Systems, dessen Grundlagen man nie selbst prüfen kann? Ist es nicht der Glaube an eine Geldordnung, deren Stabilität von politischen Machtzentren abhängt?
Der Bitcoin hingegen stellt die radikale Frage: Was, wenn Vertrauen nicht mehr delegiert, sondern durch Code ersetzt werden kann? Was, wenn Verständlichkeit nicht aus Tradition, sondern aus Prinzipien entsteht?
Ein philosophisches Statement
In dieser Perspektive ist Bitcoin keine bloße technische Innovation, sondern ein philosophisches Statement: ein Plädoyer für epistemische Mündigkeit. Die vermeintliche Einfachheit des Alten ist in Wahrheit nur ein Schleier – und die gefühlte Schwierigkeit des Neuen der erste Schritt in die Freiheit.