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@ Genexyz
2024-07-28 20:51:57
#### GBTCs derzeitge Fondsstruktur
Warum sollte sich jemand für einen Spot ETF oder Spot Fund interessieren, wenn er stattdessen einfach direkt Bitcoin kaufen kann? Private Anleger und auch kleinere Investoren haben tatsächlich nicht viel davon. Kleine Vorteile gibt es, z.B. dass man sein komplettes Portfolio in einem Brokerage Account zusammenfassen kann, dass man keine Wallets oder Exchange Accounts öffnen und verwalten muss (und sich um seine Keys kümmern muss), seine Steuern einfacher zusammenfassen kann, und je nach Land sogar seinen Rentenfonds mit Bitcoin bestücken kann, etc. Die wirklichen Interessenten für Bitcoin ETFs sind allerdings institutionelle Investoren, die Regularien und Regeln unterworfen sind, und oft auch in Mengen handeln, die ein einfacher Account bei einem Exchange nicht zulassen, und welche ohne Weiteres zwischen verschiedenen Wertpapieren handeln wollen.
Im Falle von Grayscales GBTC handelt es sich um ein Finanzvehikel, das es Anlegern ermöglicht, Anteile an einem Trust zu handeln, der große Pools von bitcoins hält. Also ein indirektes Investment in Bitcoin, das nicht unbedingt mit dem Preis von Bitcoin korrelieren muss, man also Bitcoin mit einem Premium (Aufschlag) oder einem Discount (Abschlag) handeln kann - der große Unterschied zu einem Spot ETF.
Und genau hier wird es interessant, denn Grayscales GBTC ist ein sogenannter Closed-End Fund (CEF) oder Geschlossener Fonds, der zunächst kleineren geschlossenen Gruppen von Investoren Anteile an GBTC unter der Bedingung, diese 6 Monate lang nicht handeln zu können, verkauft hat. Darüber hinaus sind diese Anteile in GBTC momentan nicht aufkündbar ([Redemption](https://www.fuw.ch/term/redemption)) und das einzige Unternehmen, das Aktien erstellen und vom Markt entfernen kann, ist Grayscale selbst. Dies führt dann dazu, dass zeitweilig dem Markt zu viele oder zu wenige Aktien zur Verfügung stehen und dadurch der Aktienkurs mit einem Abschlag oder Aufschlag auf den Wert der aktuellen Bitcoin Bestände, also der Basiswert (auch als Native Asset Value (NAV) bezeichnet) gehandelt wird.
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Das war lange Zeit kein Problem, sondern eher eine Besonderheit, da GBTC lange mit einem durchschnittlich 20%igen Premium gehandelt wurde, aufgrund des Fehlens anderer verfügbarer Optionen für den US-Markt innerhalb der Grenzen und Regeln des traditionellen Finanzsystems. Also, wenn man damals Grayscale 1 US Dollar gegeben hat und dann 6 Monate und 1 Tag gewartet hat, konnte man diesen Anteil mit einem saftigen Aufschlag zu etwa 1,20 US Dollar verkaufen. Das bedeutet, dass die GBTC Anteile mit einem Aufschlag von ca. 20 % gegenüber dem Wert von Bitcoin im Fonds, den jede Aktie zu diesem Zeitpunkt repräsentierte, gehandelt wurden.
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Der Prozentsatz stieg und fiel und war bis Ende 2021 immer positiv. Bei Anlagen dieser Art fragt man sich natürlich, wo der Haken ist? 20% durchschnittlicher Rendite klingen zu schön, um wahr zu sein. Naja, die Rendite, also das Premium, war nur so lange positiv, bis es das halt nicht mehr war und aus dem Premium ein Discount wurde. Die Gründe können unterschiedlicher Art sein, z.B. das Investoren Anteile verkauft haben, um anderweitig zu investieren, die Management Gebühren von Grayscale zu hoch und damit unattraktiv wurden, oder schlicht Grayscale zu viele Aktien emittiert haben. Jedenfalls scheint es mehr Verkäufer als Interessenten zu geben.
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GBTC wird jetzt mit einem 30%igen Abschlag auf den Wert des Fonds gehandelt (teilweise wurden ATLs von negativ 35% erreicht). Niemand will Grayscale 1 US Dollar geben und 6 Monate später 0,70 US Dollar dafür zurück bekommen. Also werden diese Aktien momentan nicht mehr großartig gehandelt und auch ein Rückkauf durch Grayscale ist ausgeschlossen, denn wir erinnern uns, dass Anteile in GBTC momentan nicht aufkündbar sind.
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Das ist einer der Gründe, warum Grayscale mehr als je zuvor daran gelegen ist von einer CEF Struktur zu einer ETF Struktur, die frei am Markt gehandelt werden kann, zu wechseln. Das würde viele Investoren anlocken, die sich Anteile und damit Bitcoin zu 70% des Preises kaufen wollen. Die steigende Nachfrage würde den Preis sehr wahrscheinlich hochtreiben, bis der Fonds bzw. die Aktien am freien Markt schlussendlich wieder den Wert (NAV) der zugrunde liegenden bitcoins widerspiegeln. Das Problem ist, wie oben erwähnt, die SEC, die das Ganze nicht unterstützen will.
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#### GBTC als ETF und Auswirkungen auf Anleger / Bitcoin
Grayscale hat schon vor der hohen Abschlagssituation Anträge auf eine Umwandlung in einen ETF bei der SEC eingereicht. Allerdings bedeutet die jetzige Situation eine fast 4,5 Milliarden US Dollar schwere Incentive (13,1 Milliarden x 30%), da dieses Anlegergeld eingeschlossen ist und nur durch eine Umwandlung, wie oben beschrieben, oder durch eine Aufkündigung der Anteile seitens Grayscale freigesetzt werden kann. Letzterer Fall ist für Grayscale natürlich undenkbar, da diese dann den Anlegern die zugrunde liegenden bitcoins zum Discount verkaufen und die Differenz schlucken müssten. Außerdem befinden sie sich momentan in der komfortablen Position immer noch Management Gebühren in Höhe von 2% p.A. einzusammeln, obwohl nicht viel getan wird.
Als Reaktion hat Grayscale also angekündigt, dass sie planen den CEF Trust in einen Bitcoin ETF umzuwandeln. Anfang des Jahres gab das Unternehmen bekannt, zu 100% entschlossen zu sein, GBTC in einen ETF umzuwandeln. Grayscale hat seitdem ETF-Spezialisten und hochkarätige Anwälte eingeschaltet und sogar damit gedroht die SEC zu verklagen, sollten diese einer Umwandlung nicht stattgeben.
[Crypto Fund Grayscale is Hiring Specialists For An ETF](https://decrypt.co/60838/crypto-fund-grayscale-is-hiring-specialists-for-an-etf)
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[U.S. SEC rejects Grayscale’s spot bitcoin ETF](https://www.reuters.com/markets/us/us-sec-rejects-grayscales-spot-bitcoin-etf-application-2022-06-30)
Die SEC hatte eine Entscheidung über den Antrag bereits im Dezember 2021 und daraufhin wieder im Februar 2022 mit der Begründung verschoben, man wolle die Vorschläge gründlich prüfen. Die Entscheidung der SEC stand dann eigentlich zum 7. Juli an, allerdings kündigte die SEC überraschend gestern Abend ein weiteres Mal an, den Vorschlag abzulehnen. Grayscale haben bereits angekündigt die SEC auf Willkür und Verstoß gegen das Wertpapierbörsengesetz von 1934zu verklagen.
[Grayscale sues SEC after rejection of bid to turn the largest bitcoin fund into an ETF
](https://www.cnbc.com/2022/06/30/grayscale-sues-sec-after-rejected-bid-to-turn-bitcoin-fund-into-etf.htm)
Doch was sind die Vorbehalte, die die SEC und ihr Vorsitzender Gary Gensler gegenüber einem Bitcoin Spot ETF haben?
#### Die Beweggründe der SEC und ETFs in anderen Ländern
Die offizielle Begründung der SEC sind Bedenken in Bezug auf Marktmanipulation, Betrug, Liquidität und Transparenz. Die hauptauschlaggebenden Argumente sind mangelnde Preiserkennung durch hohe Volatilität, wiederum erzeugt durch einige unbekannte große Accounts und die steigende Zahl der Derivate-Produkte rund um Bitcoin, sowie die vielen unregulierten Börsen. Besonders letztere würde die SEC gerne unter ihre Kontrolle bringen. Das bedeutet bis Coinbase, Gemini, Kraken (oder andere große US Börsen) sich nicht bei der SEC registrieren und sich der SEC Regulierung unterwerfen, ist es unwahrscheinlich, dass die SEC einen Spot ETF genehmigen wird. Dieses Argument ist schwer haltbar, da große Börsen wie Binance, FTX, oder BitMart nicht in den USA registriert sind, und kombiniert ein Vielfaches der in den USA beheimateten Börsen an Handelsvolumen umsetzen.
> [T]here’s a lot of work to be done to really protect the investing public. - Gary Gensler, SEC Chair
Vorgeschoben wird also bei alledem immer der Schutz der Anleger. Ob dies eine schlüssige Argumentation ist, darf man ruhig in Frage stellen. Denn ein Bitcoin Spot ETF würde vielen Anlegern erlauben Bitcoin in ihr Portfolio aufzunehmen, ohne größeren Spekulationen ausgesetzt zu sein, wie das jetzt mit schon zugelassenen Produkten der Fall ist.
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Die SEC hat nämlich schon z.B. Bitcoin Futures ETFs, wie BITO oder BTF, genehmigt, die nicht direkt den Bitcoin Wert abbilden, sondern in Futures-Kontrakte des Chicago Mercantile Exchange (CME) investieren und so die Wertentwicklung abbilden. Anders als bei einem Spot ETF wird hier also in ein US Dollar Produkt investiert und nicht in einen Fonds der tatsächliche "physische" bitcoins hält. Aus der Sicht der SEC erleichtert dies zwar die Regulierung dieser Produkte, doch ist ein solches Investment für Anleger nicht so interessant, weil nicht wirklich in Bitcoin investiert wird und somit keine direkte Diversifizierung entsteht.
[ProShares Bitcoin Strategy ETF (BITO) Stock Price, News, Quote & History - Yahoo Finance](https://finance.yahoo.com/quote/BITO)
[Valkyrie Bitcoin Strategy ETF (BTF) Stock Price, News, Quote & History - Yahoo Finance](https://finance.yahoo.com/quote/BTF)
Andere Beispiele sind BITQ, ein ETF der in "Unternehmen, die die neue Kryptoökonomie anführen" investiert, oder RIGZ, ein ETF der sich auf Aktien von Unternehmen, die im Bitcoin Mining tätig sind, konzentriert. Auch diese ETFs sind also Investitionen in US Dollar und haben mit dem effektiven Wert von Bitcoin selbst nichts zu tun.
[Bitwise Crypto Industry Innovators ETF (BITQ) Stock Price, News, Quote & History - Yahoo Finance](https://finance.yahoo.com/quote/BITQ)
[Viridi Bitcoin Miners ETF (RIGZ) Stock Price, News, Quote & History - Yahoo Finance](https://finance.yahoo.com/quote/RIGZ)
Der "Anleger" kann also kaum im Mittelpunkt stehen. Auch wenn man das öffentliche Feedback betrachtet, dass die SEC auf seine Ankündigung Meinungen in der Öffentlichkeit einzusammeln, wird man feststellen, dass das Gros der Interessenten klar für eine Umwandlung von GBTC in einen Spot EFT, bzw. die generelle Einführung eines Spot ETFs, ist.
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In Ländern wie Australien und Kanada sind Spot ETFs vom Regulator schon zugelassen worden.
[Australia Approves Long-Awaited Spot Bitcoin ETF](https://www.investopedia.com/australia-approves-coveted-spot-bitcoin-etf-5208555)
[Canada Approves the First Bitcoin ETF ](https://www.greedyrates.ca/blog/canada-approves-first-bitcoin-etf)
Und auch in Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein gibt es Produkte, die den Spot Preis von Bitcoin (und anderen Shitcoins) abbilden, allerdings werden diese Papiere oft an kleineren und/oder Technologie-Börsen angeboten
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Warum interessiert uns die SEC, warum sprechen wir über ETFs in den USA, wo wir doch jetzt wissen, dass es in anderen Ländern Bitcoin Spot ETFs gibt, warum halten wir uns mit GBTC auf?
Die jüngsten Turbulenzen rund um Unternehmen wie 3AC, Celsius oder BlockFi könnten dazu führen, dass die SEC eine Genehmigungen kritischer betrachtet. Allerdings würde ein Spot ETF dazu führen, dass große Investoren ein vernünftiges Mittel hätten, um ihrem Durst nach Investionen in Bitcoin nachzukommen und somit Investitionen in undurchsichtige Produkte verlangsamen. Dies hätte durchaus mehrere positive Effekte für Bitcoin als Finanzprodukt zur Folge, denn die Vertrauenseinbußen, die es in den letzten Wochen hinnehmen musste, könnten so gelindert werden und massive Finanzinjektionen von Großanlegern in Bitcoin wären dem Preis natürlich auch zuträglich.
Ein Spot ETF würde Kosten senken und damit den Zugang amerikanischer Investoren erleichtern und sicherer machen. Das Schlüsselwort hier ist "amerikanisch", denn obwohl es in Europa, Kanada, Australien, usw. schon Spot ETFs gibt, würde sich der Zulauf der amerikanischen Rieseninvestoren natürlich deutlich bemerkbarer machen. Kurz gesagt: Eine Zulassung würde konservativeren, traditionellen und gebundenen, vor allem aber amerikanischen, Anlegern die Tür öffnen, was sich insgesamt positiv auf Bitcoin, seinen Ruf und seine Legitimität und den Preis auswirken würde.
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In diesem Sinne, 2... 1... Risiko!
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