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@ Marcel Barz (Erbsenzähler)
2025-01-07 11:50:30Der gut informierte Bürger denkt bei der Pandemie sofort an Intensivstationen, an die Bilder aus Bergamo und erinnert sich an die Berichterstattung damals – also muss es wohl ein Maximum gewesen sein. Manche Skeptiker behaupten jedoch das Gegenteil. Klarheit sollte ein Blick nach Wiesbaden, zum Statistischen Bundesamt, schaffen. Schließlich sitzen dort gut bezahlte Profis, die seit vielen Jahrzehnten die Sterbestatistik pflegen und veröffentlichen. Jeder Todesfall wird in Deutschland über die Standesämter exakt erfasst.
Doch die Überraschung: Das Statistische Bundesamt liefert uns auf diese einfache Frage zwei extrem unterschiedliche Antworten – ein Minimum und ein Maximum. Das Ergebnis hängt davon ab, wie tief man in die Veröffentlichungen des Bundesamtes eintaucht. Betrachtet man nur die Webseiten und Pressemitteilungen, erhält man den Eindruck eines Maximums. Schaut man jedoch etwas tiefer in die Tabellen und Rohdaten, zeigt sich plötzlich ein Minimum. Aber wie kann das sein? Beides gleichzeitig geht ja wohl kaum. Wer lügt hier – die Tabellen des Amtes oder die Pressemitteilungen? Gehen wir dieser Frage Schritt für Schritt auf den Grund.
2020: Ein historisches Maximum?
Schauen wir uns die vielen Hundert Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes aus dieser Zeit an. Oder wir kürzen ab und fragen ChatGPT, da die KI auf diesen Daten trainiert wurde und das gesamte Material kennt. Die Frage an ChatGPT lautet also: Wie war das Sterbegeschehen im Jahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahren?
ChatGPT antwortet: »Im Jahr 2020 war die Sterblichkeit in Deutschland höher als in den Jahren zuvor. Es gab eine Übersterblichkeit von etwa 982.000 Todesfällen, das sind rund 46.000 mehr als der Durchschnitt der Vorjahre (2016 bis 2019). Dieser Anstieg wurde überwiegend im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie gesehen. Während die Sterbezahlen in den Vorjahren schwankten, war ein solch signifikanter Anstieg wie 2020 bisher nicht zu beobachten.«
Wir fragen konkreter: Ist es ein Fakt, dass wir eine so ernste Lage im Sterbegeschehen wie im Frühjahr 2020 noch nie erlebt haben?
ChatGPT bestätigt: »Ja, die COVID-19-Pandemie führte im Frühjahr 2020 zu einer außergewöhnlichen Situation im Sterbegeschehen in Deutschland. Die dramatische Übersterblichkeit, die ab der 13. Kalenderwoche auftrat, veranlasste das Statistische Bundesamt, besonders eindringliche Warnungen zu veröffentlichen. Der damalige Vizepräsident des Amtes und andere führende Stimmen wiesen öffentlich darauf hin, dass die Todesfallzahlen stark vom Durchschnitt abwichen. Diese klare Warnung richtete sich an die Öffentlichkeit und die Politik gleichermaßen. Die Medien berichteten intensiv über diese Warnungen, was das Bewusstsein für die Schwere der Pandemie erheblich schärfte. In den vergangenen Jahrzehnten hatte es keine vergleichbare Übersterblichkeit gegeben, die eine solch umfangreiche Kommunikation durch das Statistische Bundesamt erforderlich gemacht hätte.«
Ein gut informierter Zeitungsleser wird sich an dieser Stelle bestätigt fühlen: Ja, so war es damals. Ein Maximum im Sterbegeschehen – wegen der Pandemie. Oder etwa nicht?
2020: Ein historisches Minimum?
Tauchen wir in die Rohdaten des Statistischen Bundesamtes ein. Die Tabellen, die das Amt seit Jahrzehnten verlässlich veröffentlicht, nennen sich Sterbetafeln. Diese werden jährlich bereitgestellt und stehen auf der Website des Bundesamtes zum Download bereit. Ein erster Blick in die Sterbetafeln mag den Laien abschrecken, doch mit einer kurzen Erklärung wird alles verständlich. Wir gehen schrittweise vor.
Nehmen wir die Sterbetafel des Jahres 2017. Sie enthält zwei große Tabellen – eine für Männer und eine für Frauen. Jede Zeile der Tabelle steht für einen Jahrgang, zum Beispiel zeigt die Zeile 79 die Daten der 79-jährigen Männer. Besonders wichtig ist nun die zweite Spalte, in der der Wert 0,05 eingetragen ist. Das bedeutet, dass 5 Prozent der 79-jährigen Männer im Jahr 2017 verstorben sind. Das ist die wichtige Kennzahl. Wenn wir diesen exakten Wert, den man auch als Sterberate bezeichnet, nun in ein Säulendiagramm eintragen, erhalten wir eine leicht verständliche visuelle Darstellung (Grafik 1).
Es ist wichtig zu betonen, dass dieser Wert weder ein Schätzwert noch eine Modellrechnung oder Prognose ist, sondern ein exakter Messwert, basierend auf einer zuverlässigen Zählung. Sterberaten (für die Fachleute auch Sterbewahrscheinlichkeiten qx) sind seit Johann Peter Süßmilch (1707–1767) der Goldstandard der Sterbestatistik. Jeder Aktuar wird das bestätigen. Fügen wir nun die Sterberaten der 79-jährigen Männer aus den Jahren davor und danach hinzu, um das Gesamtbild zu sehen (Grafik 2). Und nun die entscheidende Frage: Zeigt das Jahr 2020 ein Maximum oder ein Minimum?
Ein kritischer Leser könnte vermuten, dass die 79-jährigen Männer eine Ausnahme darstellen und andere Jahrgänge im Jahr 2020 ein Maximum zeigen würden. Doch das trifft nicht zu. Kein einziger Jahrgang verzeichnete im Jahr 2020 ein Maximum. Im Gegenteil: Auch die 1-Jährigen, 2-Jährigen, 3-Jährigen, 9-Jährigen, 10-Jährigen, 15-Jährigen, 18-Jährigen und viele weitere männliche Jahrgänge hatten ihr Minimum im Jahr 2020. Dasselbe gilt bei den Frauen. Insgesamt hatten 31 Jahrgänge ihr Minimum im Jahr 2020. Wenn wir schließlich alle Jahrgänge in einer einzigen Grafik zusammenfassen, ergibt sich ein klares Bild: Das Minimum im Sterbegeschehen lag im Jahr 2020 (Grafik 3).
Ein kritischer Leser könnte nun wiederum vermuten, dass es innerhalb des Jahres 2020 möglicherweise starke Ausschläge nach oben bei einzelnen Jahrgängen gegeben haben könnte, die später durch Ausschläge nach unten ausgeglichen wurden – und dass diese Schwankungen in der jährlichen Übersicht nicht sichtbar sind. Doch auch das trifft nicht zu. Ein Blick auf die wöchentlichen Sterberaten zeigt, dass die ersten acht Monate der Pandemie keine nennenswerten Auffälligkeiten aufweisen. Es bleibt dabei: Die Rohdaten des Statistischen Bundesamtes bestätigen zweifelsfrei, dass die ersten acht Monate der Pandemie das historische Minimum im Sterbegeschehen darstellen. (Für die Fachleute sei angemerkt, dass im gleichen Zeitraum die Lebenserwartung die historischen Höchststände erreicht hatte – Grafik 4.)
So konstruierte das Amt aus einem Minimum ein Maximum:
Zur Erinnerung: Die Rohdaten des Statistischen Bundesamtes, die in den jährlichen Sterbetafeln zweifelsfrei dokumentiert sind, zeigen für das Jahr 2020 eindeutig ein Minimum im Sterbegeschehen. Aus diesen »in Stein gemeißelten« Zahlen ein Maximum zu »konstruieren«, ohne die Rohdaten selbst zu verändern, scheint auf den ersten Blick eine unlösbare Aufgabe. Jeder Student würde an einer solchen Herausforderung scheitern. Doch das Statistische Bundesamt hat einen kreativen Weg gefunden - ein Meisterstück gezielter Manipulation. In fünf Schritten zeigt sich, wie diese Täuschung der Öffentlichkeit umgesetzt wurde:
(1) Ignorieren der Sterberaten: Die präzisen, objektiven und leicht verständlichen Sterberaten aus den eigenen Sterbetafeln wurden konsequent ignoriert und verschwiegen. Diese Daten widersprachen dem gewünschten Narrativ und wurden daher gezielt ausgeklammert.
(2) Fokus auf absolute Todeszahlen: Die Aufmerksamkeit wurde stattdessen auf die absolute Zahl der Todesfälle gelenkt. Diese wirkt allein durch ihre schiere Größe dramatisch und emotionalisiert die Diskussion. Ein entscheidender Faktor wurde dabei ignoriert: Die absolute Zahl der Todesfälle steigt aufgrund der demografischen Entwicklung jedes Jahr an. Viele Menschen verstehen diesen Zusammenhang nicht und verbinden die steigenden Zahlen fälschlicherweise mit der vermeintlichen Pandemie.
(3) Einführung der Übersterblichkeit als neue Kennzahl: Erst ab Beginn der „Pandemie“ wurde die Kennzahl "Übersterblichkeit" eingeführt – und dies mit einer fragwürdigen Methode, die systematisch überhöhte Werte lieferte. Diese Kennzahl wurde regelmäßig, oft monatlich oder sogar wöchentlich, berechnet und diente als ständige Grundlage für alarmierende Schlagzeilen.
(4) Intensive Öffentlichkeitsarbeit: Durch eine breit angelegte Kampagne wurden die manipulativen Kennzahlen gezielt in den Fokus gerückt. Pressemitteilungen, Podcasts und öffentliche Auftritte konzentrierten sich fast ausschließlich auf die absoluten Todeszahlen und die Übersterblichkeit. Ziel war es, den Eindruck einer dramatischen Situation in der Öffentlichkeit zu verstärken.
(5) Bekämpfen kritischer Stimmen: Kritiker, die die Schwächen und manipulativen Aspekte dieser Methoden aufdeckten, wurden systematisch diskreditiert. Ihre Glaubwürdigkeit und Kompetenz wurden öffentlich infrage gestellt, um das sorgsam konstruierte Narrativ zu schützen.
Ohne diesen begleitenden Statistik-Betrug wäre das gesamte Pandemie-Theater meiner Meinung nach nicht möglich gewesen. Wer aus einem faktischen Minimum ein scheinbares Maximum "erschafft", handelt betrügerisch. Die Folgen dieses Betruges sind gravierend. Denken wir an die Angst, die in der Bevölkerung geschürt wurde – die Angst, bald sterben zu müssen. Denken wir an Masken, Abstandsregeln, isolierte ältere Menschen, Kinderimpfungen und all die Maßnahmen, die unter anderem auf diese falsche Statistik zurückgehen.
Wollen wir Bürger uns das gefallen lassen?
Wenn wir als Bürger zulassen, dass ein derart offensichtlicher und nachprüfbarer Täuschungsversuch ohne Konsequenzen bleibt, dann gefährdet das nicht nur die Integrität unserer Institutionen – es untergräbt das Fundament unserer Gesellschaft. In der DDR feierte man öffentlich Planerfüllung und Übererfüllung, während die Regale leer blieben. Damals wusste jeder: Statistik war ein Propagandainstrument. Niemand traute den Zahlen, die das Staatsfernsehen verkündete.
Während der Pandemie war es anders. Die Menschen vertrauten den Mitteilungen des Statistischen Bundesamtes und des RKI – blind. Die Enthüllungen durch den "RKI-Leak" haben gezeigt, dass auch das Robert-Koch-Institut nicht der Wissenschaft, sondern den Weisungen des Gesundheitsministers und militärischen Vorgaben folgte. Warum sollte es beim Statistischen Bundesamt anders gewesen sein? Diese Behörde ist dem Innenministerium unterstellt und somit ebenfalls weisungsgebunden.
Die Beweise für Täuschung liegen offen zutage. Es braucht keinen Whistleblower, keine geheimen Enthüllungen: Die Rohdaten des Statistischen Bundesamtes sprechen für sich. Sie sind öffentlich einsehbar – klar und unmissverständlich. Die Daten, die Tabellen, die Veröffentlichungen des Amtes selbst – sie sind die Anklageschrift. Sie zeigen, was wirklich war. Nicht mehr und nicht weniger.
Und wir? Was tun wir? Schweigen wir? Oder fordern wir endlich ein, was unser Recht ist? Wir Bürger dürfen das nicht hinnehmen. Es ist Zeit, unsere Behörden zur Rechenschaft zu ziehen. Diese Institutionen arbeiten nicht für sich – sie arbeiten für uns. Wir finanzieren sie, und wir haben das Recht, Transparenz und Verantwortung einzufordern. Manipulationen wie diese müssen aufgearbeitet werden und dürfen nie wieder geschehen. Die Strukturen, die solche Fehlentwicklungen in unseren Behörden ermöglicht haben, müssen offengelegt werden. Denn eine Demokratie lebt von Vertrauen – und Vertrauen muss verdient werden. Jeden Tag aufs Neue.
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MARCEL BARZ, Jahrgang 1975, war Offizier der Bundeswehr und studierte Wirtschafts- und Organisationswissenschaften sowie Wirtschaftsinformatik. Er war Gründer und Geschäftsführer einer Softwarefirma, die sich auf Datenanalyse und Softwareentwicklung spezialisiert hatte. Im August 2021 veröffentlichte Barz den Videovortrag »Die Pandemie in den Rohdaten«, der über eine Million Aufrufe erzielte. Seitdem macht er als "Erbsenzähler" auf Widersprüche in amtlichen Statistiken aufmerksam.