![](https://m.primal.net/LtJp.png)
@ Genexyz
2024-12-03 12:36:31
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrem Blog einen Post von den Autoren Ulrich Bindseil und Jürgen Schaaf veröffentlicht, der versucht, sich "kritisch" mit dem Thema Bitcoin auseinanderzusetzen. Der Artikel hat erweiterte Aufmerksamkeit erlangt, da es nicht oft vorkommt, dass die EZB öffentlich und direkt ihren Standpunkt gegenüber Bitcoin vertritt, anstatt, wie früher oft üblich, Stellvertreter zu benutzen oder Studien in Auftrag zu geben und zu finanzieren. Die EZB ist einer der größten Gegner von Bitcoin, da sie ihre eigene Agenda zur Einführung einer Euro-CBDC bedroht sieht. Dass der Artikel folglich ein hohes Maß an entweder absichtlicher oder leichtsinniger Ignoranz gegenüber Fakten aufweist und dazu Narrative bedient, die schon tausende Male widerlegt wurden, dürfte jedem klar sein, ohne den Artikel gelesen zu haben. Wir wollen uns den Artikel aber mal anschauen.
---
Der Artikel der Autoren Schaaf und Bindseil wurde am 30. November auf der Website der EZB veröffentlicht und ist nur auf Englisch verfügbar. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die zitierten Paragraphen zu übersetzen, weil ich auch nicht das Risiko eingehen will, dass Inhalte durch Nuancen bei der Übersetzung verändert werden.
https://www.ecb.europa.eu/press/blog/date/2022/html/ecb.blog221130\~5301eecd19.en.html
Bei den Autoren handelt es sich um zwei Mitarbeiter der EZB. Jürgen Schaaf leitet den Geschäftsbereich Marktinfrastrukturen und Zahlungsverkehr, in dem gleichen Geschäftsbereich fungiert Ulrich Bindseil als Generaldirektor. Beide haben eine lange Geschichte von Veröffentlichungen und Reden zum Thema Digitaler Euro, CBDCs und Cross-border Payments. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass beide eine Agenda fahren und sich mit dem Thema Bitcoin nicht objektiv auseinandersetzen und einen sehr EZB gefärbten Artikel verfasst haben. Da dies hier eine Bitcoin-Veröffentlichung ist, kann man natürlich auch argumentieren, dass meine Betrachtungsweise der aufgeführten Punkte und Argumente subjektiv ist und Bitcoin-gefärbt, doch ich werde versuchen mich so differenziert wie möglich mit den getroffenen Aussagen auseinanderzusetzen.
Ulrich Bindseil hat sich schon wirklich eingängig mit Bitcoin beschäftigt, wie in seiner Veröffentlichung "Towards the holy grail of cross-border payments" in Abschnitt 5 gut nachzulesen ist. Er kommt sogar zu den richtigen Ergebnissen und Einschätzungen mit Hinblick auf die Haupteigenschaften von Bitcoin (“no financial intermediaries need to provide their balance sheet for Bitcoin transactions to happen, nor are any traditional infrastructures, intermediaries, or payment systems required”, “one single system can be used “as is” for the entire world”, “the absence of intermediaries suggests a high potential for efficiency and no risks from operational or financial failures of intermediaries”, “wallet providers have in the meantime developed relatively efficient on and offloading services from domestic currencies into Bitcoin” - Bravo), um dann Bitcoin mit Verweis auf Energieverbrauch und unter Umweltgesichtspunkten, Verweis auf Volatilität und Nichteinhaltung von KYC/AML Regeln als Lösung zu verwerfen. Tuut tuut macht die Nase und die Schuhe sind zu groß!
<img src="https://blossom.primal.net/98e5c307a050d6bcad4215287198fafdfaeee34ce8d23b9f8d12473dff445367.gif">
Dies nur vorweg, um den Ton des folgenden Artikels besser einordnen zu können. Fangen wir also an:
> The value of bitcoin peaked at USD 69,000 in November 2021 before falling to USD 17,000 by mid-June 2022. Since then, the value has fluctuated around USD 20,000.
So weit so gut. Allerdings könnte man genauso gut argumentieren, dass Bitcoin vor ganz genau zwei Jahren auf dem gleichen Kurs gehandelt hat wie heute. Der Betrachtungszeitraum einer Sache ist immer relativ und kann die Geschichte erzählen, die der Autor gerne erzählen möchte. Genauso, wie ich als Autor dieses Artikels frei darüber entscheiden kan, auf welche Punkte des Blog-Beitrags ich genauer eingehen möchte, und welche ich unkommentiert lasse.
<img src="https://blossom.primal.net/c59e24facd0731efe3aea2715e7f3465dd79add0096657cb8f984d245516be61.png">
Was ist mit den letzten drei Jahren? Da stand Bitcoin auf ca. 6.000 - sprich er handelt heute 250% höher - und somit stehen solche Aussagen immer relativ dazu, was man zum Ausdruck bringen möchte. In diesem Fall möchten die Autoren ein schlechtes Licht auf Bitcoin werfen, da bedient man sich am besten des stark gefallenen Kurses dieses Jahr.
> For bitcoin proponents, the seeming stabilization signals a breather on the way to new heights.
Gleicher Kommentar. Die "scheinbare" Stabilität wird hier in einem implizit negativen Kontext gebraucht. Allerdings ist die Volatilität seit Juli relativ stabil und im Vergleich z.B. zum S&P500 (bis auf die FTX-Kerze Anfang November) sogar fast unbewegt.
> More likely, however, it is an artificially induced last gasp before the road to irrelevance – and this was already foreseeable before FTX went bust and sent the bitcoin price to well below USD16,000.
Wenn die Autoren von "artificially induced" sprechen, implizieren sie damit, dass es irgendeine zentrale Kraft gibt, die den Kurs beeinflussen kann. Wenn das so wäre, dann würde der Kurs irgendwo in luftiger Höhe schweben und sich nicht unter 20.000 US Dollar einpendeln.
Sprechen wir über die "road to irrelevance", lieber Euro. Als gescheitertes Großprojekt der 90er Jahre sitzen wir nun vor dem Scherbenhaufen, der mal das strahlende Aushängeschild des gemeinsamen Projekts Europa war. Wenn der Euro stabil, sicher und relevant wäre, warum bewerben dann Leute wie Bindseil und Schaaf ein neues Projekt in Form einer Euro-CBDC? Der Unterschied zwischen Euro und Bitcoin ist, dass man frei wählen kann, Bitcoin zu nutzen. Wenn sich immer mehr Leute dazu entscheiden, Bitcoin zu nutzen, dann ist das eine aktive Entscheidung FÜR Bitcoin und GEGEN den Euro (oder andere Fiat-Währungen), obwohl diese Entscheidung zusätzlichen Aufwand bedeutet. Niemand in der Euro-Zone entscheidet sich täglich dafür, Euro zu nutzen, es ist de facto das System in dem wir leben, dass uns die Nutzung der Währung vorgibt.
FTX hatte nichts mit Bitcoin zu tun. Wie wir schon mehrmals besprochen haben, war FTX ein Shitcoin-Casino mit 1.1 bitcoins Rücklagen in der Bilanz. Der im November entstandene Preisdruck resultierte lediglich aus der plötzlichen Angst gegenüber Börsen im Allgemeinen und der Presse, die FTX immer wieder in Zusammenhang mit Bitcoin gestellt hat, da immer noch nicht vernünftig zwischen Bitcoin und Krypto differenziert wird. Der Preis fiel "well below" 16.000 US Dollar - auf 15.883 US Dollar - übrigens nur vier Tage nachdem der Euro wieder mehr wert war als der US Dollar (Volatilität im zweistelligen Prozentbereich ist dem Euro also auch nicht unbedingt fremd).
<img src="https://blossom.primal.net/eb1436dc0ccee5f3ed4fa5ed4ff5ea13d1f608dd11824915f745e864fc1512d9.png">
> Bitcoin is rarely used for legal transactions
Wenn das Senden von Peer-to-Peer Transaktionen ohne Zwischenhändler, wie die EZB oder andere Banken, automatisch eine illegale Transaktion darstellt, dann haben Bindseil und Schaaf vermutlich recht. Ich frage mich allerdings, was die 36% der SMEs (Small and Medium Sized Entities) in den USA und die anderen tausenden Unternehmen weltweit, die Bitcoin-Zahlungen für ihre Waren und Dienstleistungen akzeptieren, dazu sagen?
https://99bitcoins.com/bitcoin/who-accepts
Ob eine Bitcoin-Transaktion illegal oder legal ist, hängt von den geltenden Gesetzen in einem Land ab. In denjenigen Gerichtsbarkeiten, in denen Bitcoin illegal ist (China, etc.), können die Gesetzgeber sagen, dass jede in Bitcoin getätigte Transaktion illegal ist. In Gerichtsbarkeiten, in denen das nicht der Fall ist, bestimmt jedoch nicht das Zahlungsmittel die Legalität der Transaktion, sondern der Zweck. Wenn ich zum Opernplatz gehe und mir dort Drogen kaufe, werde ich mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit vom "Händler" einen Tageskurs in Euro genannt kriegen und die "Ware" auch mit diesem bezahlen - so wie das vermutlich 99% aller Käufer von Dienstleistungen dieser Art in ganz Europa tun. Das macht den Euro aber nicht zum Zahlungsmittel für Kriminelle.
> Bitcoin was created to overcome the existing monetary and financial system. In 2008, the pseudonymous Satoshi Nakamoto published the concept. Since then, Bitcoin has been marketed as a global decentralised digital currency.
Semantik, aber man könnte Argumentieren, dass Bitcoin Geld (money/cash) ist, was es nicht ist, aber es ist bestimmt keine Währung (currency).
> However, Bitcoin's conceptual design and technological shortcomings make it questionable as a means of payment: real Bitcoin transactions are cumbersome, slow and expensive. Bitcoin has never been used to any significant extent for legal real-world transactions.
Jetzt müssen sich die beiden aber mal entscheiden. Ist Bitcoin jetzt eine Währung oder ein Zahlungsmittel? VWL für Einsteiger: Zahlungsmittelfunktion ist eine der verschiedenen Funktionen des Geldes.
<img src="https://blossom.primal.net/d44e6c9a2e3b12906d4ec427e6311656a1965523b81f9326873b3a8f41b29a10.png">
Die Zahlungsmittelfunktion von Bitcoin ist unbestreitbar. Was Bindseil und Schaaf hier präsentieren wollen, ist das alte und ausgediente Argument, dass Bitcoin zu langsam und zu teuer ist. Wenn ich einem Freund Euro schicken will, diese dazu in ein Paket stecke und mit der Post nach Frankreich schicke, dann ist das auch langsam und teuer. Allerdings haben pfiffige Ingenieure Dienste wie Paypal, SEPA oder andere Zahlungsmittel erfunden, mit denen das Senden von Euros schnell und günstig geht. Genau wie bei Lightning - dem Zahlungsmittel für Bitcoin-Transaktionen, die schnell und günstig getätigt werden müssen. Aber auch On-Chain-Transaktionen sind möglich und bei größeren Summer sogar ratsam. Das tägliche Transaktionsvolumen in US Dollar gemessen beträgt momentan um die 1,7 Milliarden, zu Spitzenzeiten hat das Netzwerk ein tägliches Volumen von 14 Milliarden auch hinbekommen.
<img src="https://blossom.primal.net/593f51b6c471e0a36615e4466e8b4c5252363b3c8a996e8d41bf5272c0fc1bdb.png">
Auf das Jahr gemessen, hat Bitcoin sogar mehr Volumen als z.B. American Express erreicht. Nicht so schlecht für ein "fragwürdiges, langsames und sperriges Zahlungsmittel".
https://www.linkedin.com/pulse/nydig-research-weekly-bitcoin-surpasses-amex-annual-transaction-/
> In the mid-2010s, the hope that Bitcoin's value would inevitably rise to ever new heights began to dominate the narrative. But Bitcoin is also not suitable as an investment. It does not generate cash flow (like real estate) or dividends (like equities), cannot be used productively (like commodities) or provide social benefits (like gold). The market valuation of Bitcoin is therefore based purely on speculation.
"Bitcoin produziert keine gesellschaftlichen Vorteile wie Cashflow oder Dividenden und kann nicht produktiv genutzt werden, wie Rohstoffe oder Gold." Muss es das denn? Wenn ich mich recht erinnere erzeugen die Euros auf meinem Konto weder über die von mir angesparte Menge hinaus zusätzlichen Cashflow (es sei denn negativer Cashflow zählt), noch bekomme ich Dividenden von der EZB (deren Wertpapier ich ja quasi horte), noch kann ich Euros produktiv und gesellschaftlich in dem von Bindseil und Schaaf aufgemachten Kontext nutzen. Was der Euro mir zur Zeit auch nicht bietet: Zensurresistenz, erlaubnisfreien Zugang ohne Regelgeber, eine festgesetzte Umlaufmenge und weltweiten kostenlosen und barrierefreien Zugriff auf meinen Besitz. Im Gegenteil, Fiat-Geld ruiniert viele Marktanreize, da mit dem Gelddruckerprivileg immer ein Käufer am Markt ist, der viel weniger Preissensitivität hat, als andere Marktteilnehmer. Dieser Käufer ist natürlich die Zentralbank, die aus allen möglichen Gründen Geld drucken kann und dies auch fröhlich tut.
https://x.com/ecb/status/1105494215381913601
Zentralbanken haben also keinen Anreiz, effizient zu handeln. In einer Fiat-Geldwirtschaft ist der Bank nicht besonders wichtig, wie sie handelt, da Geld im Überfluss vorhanden und die Bank nicht preisempfindlich ist. Das führt zu einer ungerechten Verteilung, falschen Anreizesystemen und letztendlich zu vielen gesellschaftlichen Nachteilen, wie Kaufkraftverlust, Rent-Seeking oder der Vernichtung von Spareinlagen. Selbst wenn Bitcoin keine gesellschaftlichen Vorteile mitbringen sollte, dann birgt es zumindest keine Nachteile, wie es das heutige System tut.
Wenn man das ganze in dem erzeugten Kontext von Bitcoin als Investment betrachtet, ist natürlich klar, warum Bitcoin mit anderen Anlageklassen verglichen wird, doch auch das wird hier von den Autoren in einem negativ konnotierten Zusammenhang getan, indem unterstellt wird, dass Bitcoins grundlegender Wert nur auf Spekulation fußt. Erst letzte Woche haben wir gesehen, dass über 66% aller sich im Umlauf befindlichen bitcoins von HODLer//innen gehalten werden, die diese seit über einem Jahr nicht bewegt haben. Man kann sogar die Kohorte weiter eingrenzen und sich die bitcoins anschauen, die in über drei Jahren nicht bewegt wurden (und meinetwegen sogar die >10 Jahre rausziehen, da diese als entweder verloren oder in Satoshis Besitz gerechnet werden dürften) und die Zahl ist immer noch 25%, also ein Viertel des gesamten Bestands wird von HODLer//innen gehalten, die Bitcoin als Langzeitinvestment sehen.
<img src="https://blossom.primal.net/4b1fa8fbe72aae3eeb57ccb77ffd7d56333604d96a4ff71788f56b4600d63e33.png">
> Speculative bubbles rely on new money flowing in. Bitcoin has also repeatedly benefited from waves of new investors.
Hier nennen Bindseil und Schaaf Bitcoin ein Schneeball-/ Pyramiden-System, also ein "Geschäftsmodell, das zum Funktionieren eine ständig wachsende Anzahl an Teilnehmern benötigt \[...\]. Vermeintliche Gewinne, beziehungsweise vielmehr Liquiditätsüberschüsse, entstehen fast ausschließlich dadurch, dass neue Teilnehmer in dem System mitwirken, eigenes Kapital einbringen oder erwirtschaften." Das bedeutet, dass Bitcoin nur an Wert gewinnen kann, wenn neue Anleger hinzukommen, um existierenden Investoren Gewinne auszahlen zu können. Es ist so albern, dass ich es gar nicht erklären möchte, aber alleine die Tatsache, dass jeder zu jedem Zeitpunkt sein "Investment" in Bitcoin mit Hilfe eines marktüblichen öffentlichen Preisfindungssystems verkaufen kann, macht doch Bitcoin automatisch weniger opak, als jegliche Anlagepapiere, die von Anlageberatern verkauft werden, deren einziges Ziel es ist, den Anleger mit Hilfe von Fachtermini und wichtig aussehenden Grafiken davon zu überzeugen eine wichtige und richtige Investition getätigt zu haben. Apropos Schneeballsystem. Ein System, in dem neue Einzahler hinzukommen, um existierenden Einzahlern "Gewinne" auszuzahlen? 🤔 Das Konzept kommt einem doch recht bekannt vor, oder? Hallo deutsches Rentensystem 👋🏼 Na wie lange wird das mit dir noch gut gehen?
<img src="https://blossom.primal.net/c947dfcfbf840e0e4cd365f5326f155812108ed1b9db9657a538896f90a752fd.gif">
> The manipulations by individual exchanges or stablecoin providers etc. during the first waves are well documented, but less so the stabilising factors after the supposed bursting of the bubble in spring.
Okay, also erst wurde impliziert, Bitcoin sei ein Schneeballsystem, jetzt wird von dem Platzen einer Bubble gesprochen. Wenn die Blase "geplatzt" ist, muss sie per Definition weg sein. Meine Blase hat einen Zeitwert von fast 18.000 US Dollar pro Seifenblase.
<img src="https://blossom.primal.net/15973313ba8a1f41b07707712fef3c36954e9105b2ea2118e5f7e327396f77a5.gif">
> Big Bitcoin investors have the strongest incentives to keep the euphoria going. At the end of 2020, isolated companies began to promote Bitcoin at corporate expense. Some venture capital (VC) firms are also still investing heavily. Despite the ongoing "crypto winter", VC investments in the crypto and blockchain industry totalled USD 17.9 billion as of mid-July.
Reden wir immer noch über Bitcoin oder geht es jetzt um Krypto? Weil wenn letzteres der Fall ist, können wir uns ja zurücklehnen und diejenigen argumentieren lassen, die sich mit dem Thema befassen. Aber mal Spaß beiseite. Wenn die EZB ihre CBDC herausgibt, wird diese dann auch bei Coinmarketcap oder Coingecko gelistet? Wo wird denn nach Auffassung der Autoren die Grenze zwischen Kryptoindustrie, Blockchainindustrie, Bitcoin, CBDCs und Digitalen Zahlungsanbietern gezogen?
> Regulation can be misunderstood as approval
> Large investors also fund lobbyists who push their case with lawmakers and regulators. In the US alone, the number of crypto lobbyists has almost tripled from 115 in 2018 to 320 in 2021. Their names sometimes read like a who's who of US regulators.
Gleicher Punkt wie davor. Wenn man sich die Verstrickungen von SBF und Mt. AlamedaFtx in die politische Einflusssphäre anschaut, wird einem tatsächlich beinahe schwummerig. Doch diese Einflussnahme auf politische Akteure geschieht hauptsächlich (ich will nicht ausschließen, dass es auch pro-Bitcoin gestimmte Einzelpersonen gibt) durch große Unternehmen, wie eben FTX, Binance, Coinbase, oder sogar Meta, die ihren Libra Token bewerben wollten. Keines dieser Unternehmen hat ernsthaft vor Bitcoins "Agenda" voranzutreiben, es sei denn ich habe was verpasst und der Chief-Marketing-Officer von Bitcoin hat doch noch kurzfristig Marketing- und Lobbying-Budget für solche Aktivitäten freigemacht.
> But lobbying activities need a sounding board to have an impact. Indeed, lawmakers have sometimes facilitated the influx of funds by supporting the supposed merits of Bitcoin and offering regulation that gave the impression that crypto assets are just another asset class.
Geschmierte Politiker haben also "Regulierungen erlassen, die den Eindruck erwecken, Krypto-Assets seien nur eine weitere Anlageklasse." Abgesehen von der Vermischung, auf die ich schon hingewiesen habe, ist die Aussage wieder zu breit gefasst. Es gibt keine Krypto-Assets. Bitcoin ist eine Assetklasse, Krypto nicht. Wer mit NFTs handelt, handelt mit Kunst, also mit Gegenständen mit Sammlerwert. Wer mit Krypto handelt, handelt mit Wertpapieren, also Aktien oder Anleihen der jeweiligen Krypto-Unternehmen. Wer mit Bitcoin handelt, handelt weder mit Kunst oder Aktien (es gibt bei Bitcoin kein Unternehmen, das bitcoins herausgibt), noch mit Immobilien, Private Equity oder Staatsanleihen. Man könnte allerhöchstens noch behaupten, bei Bitcoin handele es sich um einen Rohstoff, allerdings ist es einfacher, Bitcoin einfach als eigene Anlage-/ Assetklasse zu betrachten.
Mit dem Thema der Regulierung werden wir uns nächste Woche noch weiter auseinandersetzen, denn darauf gehen die beiden Autoren noch weiter ein.
> Yet the risks of crypto assets are undisputed among regulators.
Bitcoiner auch, Brüder, Bitcoiner auch. Wir alle sehen die Risiken bei Krypto-Werten, nur werde ich immer müder darauf hinzuweisen, dass Bitcoin und Krypto...😴💤😴💤😴💤
> In July, the Financial Stability Board (FSB) called for crypto assets and markets to be subject to effective regulation and supervision commensurate with the risks they pose - along the doctrine of "same risk, same regulation".
Viele Gegner von Bitcoin und Krypto-Währungen verlangen immer nach stärkerer und härterer Regulierung. Die Börsen, an denen Bitcoin und Alt-Coins gehandelt werden, sind juristische eingetragene Personen, die Börsengesetzen unterliegen und sowohl den staatlichen als auch internationalen Anlegerschutzvorschriften unterliegen. Sie werden z.B. in Deutschland von der BaFin oder in den USA durch die CFTC (Commodity Futures Trading Commission) und der SEC (Securities and Exchange Commission) reguliert. Darüber hinaus haben die Dienstleister klare Nutzungsbedingungen und Benutzervereinbarungen, die man beim Öffnen eines Accounts einwilligen muss. Auf traditionellen Börsen, wie auch Börsen, die den Handel mit Bitcoin oder Altcoins erlauben, werden verschiedene Anlageklassen gehandelt. Diese werden je nach Natur der Anlageklasse auch reguliert, so zum Beispiel die Herausgabe von Anleihen oder Anteilscheinen. Die geschieht indem der Emittent dieser Papiere reguliert wird, deshalb ist das Argument mit Hinblick auf Krypto-Währungen sinnvoll, denn diese stellen ein Produkt dar, das von einer zentralen Person, einer Firma, einem DAO, etc. herausgegeben wird. Dies ist bei Bitcoin nicht der Fall. Bei Bitcoin handelt es sich um eine Anlageklasse ähnlich von Rohstoffen, deren Herausgabe nicht zentral geschieht. Ein vernünftiger Ansatz wäre zu sagen, wir müssen Bitcoin-Derivate, also z.B. Bitcoin-ETFs oder Bitcoin-Futures regulieren und überwachen, aber Bitcoin ist ohnehin schon fair und benötigt nicht die Genehmigung der Regierung, um zu funktionieren.
> However, legislation on crypto-assets has sometimes been slow to ratify in recent years - and implementation often lags behind. Moreover, the different jurisdictions are not proceeding at the same pace and with the same ambition. While the EU has agreed on a comprehensive regulatory package with the Markets in Crypto-Assets Regulation (MICA), Congress and the federal authorities in the US have not yet been able to agree on coherent rules.
Okay, aber wo ist das Problem? Geben die Autoren hier Bitcoin (bzw. Krypto-Währungen) oder den US-Aufsichtsbehörden die Schuld? Die Regulierung von Börsen (siehe oben) und Stablecoins findet bereits statt. Dass keine einheitliche Koordinierung der Regulierungen über die EU respektive über MiCA (Markets in Crypto-Assets Regulation) hinaus besteht, ist dann wohl nicht Bitcoins Schuld.
> The current regulation of cryptocurrencies is partly shaped by misconceptions. The belief that space must be given to innovation at all costs stubbornly persists.
Wenn Innovation zurückgehalten werden muss, liegt das daran, dass sie in einem Bereich neue Impulse setzt und Ideen schafft, der kaputt ist und einen Bedarf für Innovation kreiert. Wenn ein Schlüsselakteur in einem Bereich Innovationen von außen stoppen oder kontrollieren will, bedeutet dies nur, dass dieser (oft) Monopolist Angst hat und nicht mit dem Herausforderer auf Augenhöhe konkurrieren kann. In einem normalen Marktsystem gewinnen die besten Produkte. Nicht die politischen Produkte. Nicht die Produkte, die die meisten Menschen beschäftigen. Die besten Produkte gewinnen, weil sie die Bedürfnisse und Wünsche von mehr Menschen befriedigen. Wenn der amtierende Betreiber oder Anbieter eines Produkts oder einer Dienstleistung seine Vormachtstellung gefährdet sieht und dann auch noch die Möglichkeit besitzt, diese Stellung mit Hilfe von Gesetzen und Regeln abzuschirmen, werden Neueinsteiger und Herausforderer mit regulatorischen Kosten belastet. Denn Regulierung hat zwei Funktionen, entweder eine Regulierung, um etwas zu verbieten, oder eine Regulierung, um einzuschränken, um es zu kontrollieren. Im Falle von Bitcoin wird die EZB versuchen, das Bitcoin-System einzuschränken und mit ihm zu koexistieren, da ein komplettes Verbot nicht durchsetzbar ist. In beiden Fällen ist die Regulierung die Anerkennung von Bitcoin und die Genehmigung seiner Existenz durch die Gesetzgebung.
> Since Bitcoin is based on a new technology - DLT / Blockchain - it would have a high transformation potential.
Das Prinzip Blockchain im Zusammenhang mit dem Double-Spend Problem basiert auf Bitcoin und nicht andersherum. Satoshis Whitepaper erwähnt Blockchain nicht mit einem Wort. Blockchains wurden in verschiedenen Formen lange vor Bitcoin erforscht, entwickelt und genutzt. Doch die heute gebräuchliche Verwendung des Begriffs im Zusammenhang mit digitalen Währungen geht auf Bitcoin zurück.
> Firstly, these technologies have so far created limited value for society - no matter how great the expectations for the future.
Blockchain und DLT (Distributed Ledger Technology) waren sehr große Hype-Themen in der Zeit der ICO-Blase und haben tatsächlich bisher nur begrenzten Wert für die Gesellschaft erzeugt. Es gibt viele Projekte rund um z.B. Lieferkettenmanagement, Produktidentifikationsmanagement und Spenden- oder Hilfsgüterverfolgung, doch alle Projekte scheitern an der ganz einfachen ersten Hürde: Der Schnittstelle zwischen realer Welt und digitaler Blockchain. Außerdem sind träge und arbeitsintensive Blockchains in den allermeisten Fällen die schlechtere Alternative zu performanten Datenbanken.
https://www.wsj.com/articles/blockchain-is-much-more-than-crypto-david-solomon-goldman-sachs-smart-contracts-11670345993
"Using blockchain, we’ve been building trading platforms where clients can trade with each other in minutes. By cutting down each trade’s processing time from hours or even days, we’re freeing up capital that would otherwise be locked in limbo." - David Salomon, CEO Goldman Sachs
Ich bitte darum, dass mir jemand erklärt, was GS auf ihrer PRIVATEN Blockchain machen, das sie nicht schneller, kostengünstiger und effizienter mit einer normalen Datenbank lösen könnten?
Die gesellschaftlichen Vorteile von Bitcoin haben wir bereits letzte Woche besprochen, doch weil sie so schön sind, wollen wir sie noch einmal aufführen: Bitcoin bietet Möglichkeiten, die andere Zahlungssysteme, physisches Bargeld und Gold nicht bieten können: Das weltweite Versenden erlaubnisloser (im Sinne von "nicht durch Dritte kontrolliert") Zahlungen oder dem uneingeschränkten und weltweiten Zugriff auf selbst verwahrtes Eigentum. Diese Attribute erreicht Bitcoin durch das Koppeln von physischer Energie mit dem digitalen System in einem breiten und dezentralisierten Netzwerk, das größer ist als alle anderen bekannten Implementierungen und damit eine höhere Liquidität und Robustheit aufweist als alle vergleichbaren Lösungen.
> Secondly, the use of a promising technology is not a sufficient condition for an added value of a product based on it.
Also im letzten Paragraph sagen die Autoren, Blockchain sei nutzlos, jetzt sagen sie, Blockchain sei vielversprechend. Aber selbst wenn Blockchain vielversprechend ist, bedeutet es immer noch nicht, dass ein darauf basierendes Produkt automatisch Mehrwert schafft.
<img src="https://blossom.primal.net/ea7af51b353a5c1ea1f5abfde860a7751fbd4cdf8122ea35dc525cdeacab74fb.gif">
> The supposed sanction of regulation has also tempted the conventional financial industry to make it easier for customers to access bitcoin.
"Aber wo ist jetzt der Diss? Ich peil's nicht mal."
> This concerns asset managers and payment service providers as well as insurers and banks. The entry of financial institutions suggests to small investors that investments in Bitcoin are sound.
Okay, erstmal Schaaf und Bindseil-Hut aufsetzen, um das Argument nachzuvollziehen.
<img src="https://blossom.primal.net/983e64143ff901365e9f0a89c226baea8e37d6aea328863ec0a7194b5453274e.gif">
Vermeintlich fehlende Regulierung führt dazu, dass sich Vermögensverwalter, Zahlungsdienstleister, Versicherungen und Banken mit Bitcoin beschäftigen und somit Retail- und Kleinanlegern suggerieren, Investitionen in Bitcoin seien solide und sicher. Soweit die Annahme. Aber kritisieren die Autoren jetzt die fehlende, bzw. nicht weltweit abgestimmte Regulierung, kritisieren sie die Finanzinstitute, oder kritisieren sie Bitcoin? Wenn die größten und mächtigsten Institutionen in Bitcoin investieren und ihre Sorgfaltspflicht erfüllen, ist dies vielmehr ein Zeichen dafür, dass sie etwas in Bitcoin sehen, dass sie dazu bewegt einen Teil ihres (Kunden-) Vermögens in diese Technologie zu stecken. Wenn kleinere Investoren folgen, geschieht dies auf eigenes Risiko. Niemand ist gezwungen, in Bitcoin zu investieren, und die meisten Menschen, die es nicht verstehen, investieren tatsächlich nicht, bis sie die Risiken verstehen, oder sogar die Risiken verstehen, die ein fehlendes Investment in Bitcoin birgt.
> It’s also worth noting that the Bitcoin system is an unprecedented polluter.
<img src="https://blossom.primal.net/7650ca112509ec71b81625da9d2ecfde799398e3b4f18927c9ad91e375181d60.gif">
Das Lieblingsthema aller Bitcoin-Kritiker. Bitcoin ist ressourcenintensiv, was automatisch negativ ist. Bitcoin ist maßgeblich an der Umweltverschmutzung beteiligt, etc. Ich möchte an dieser Stelle einfach auf einen vorherigen Artikel verweisen, der sich mit diesen Anschuldigungen detailliert auseinandersetzt.
https://www.genexyz.org/post/17-block-760554-energie-fud-l49hjc/
> First, it consumes energy on the scale of entire economies. Bitcoin mining is estimated to consume electricity per year comparable to Austria.
Super, freut uns für Bitcoin, dass sich so viele Miner finden, die es für sinnvoll erachten elektrische Energie in den Betrieb von Bitcoin-ASICs zu stecken und somit die Endgültigkeit von Transaktionen weiter vorantreiben und damit das Netzwerk am Laufen halten. Die Menge des Stromverbrauchs alleine sagt überhaupt nichts darüber aus, ob dies gut oder schlecht ist. Stromverbrauch ist per se erstmal gut, denn es zeigt, dass eine Gesellschaft in der Lage ist Ressourcen in Energie und Energie in Produktivität und die Erzeugung von Wohlstand zu verwandeln. Wenn es Strom benötigt, um die sicherste und zuverlässigste monetäre Technologie zu betreiben, die wirklich dezentralisiert auf mathematischen Regeln beruht und seinen Nutzern ermöglicht ihr Vermögen in kompletter Selbstverwahrung zu sichern und mit dem Betrieb eines eigenen Netzwerkknotens (Full-Node) sogar zusätzliche Sicherheit zu erzeugen, dann ist das in meinem Buch eine gute Kosten-Nutzen-Rechnung.
> Second, it produces mountains of hardware waste. One Bitcoin transaction consumes hardware comparable to the hardware of two smartphones. The entire Bitcoin system generates as much e-waste as the entire Netherlands. This inefficiency of the system is not a flaw but a feature. It is one of the peculiarities to guarantee the integrity of the completely decentralised system.
Verbraucherzyklen im Zusammenhang mit elektronischen Geräten und dem daraus resultierenden "e-Waste" stellt tatsächlich ein sehr legitimes Verschmutzungsproblem dar. Allerdings trägt Bitcoin nur zu einem winzigen Bruchteil des Problems bei. Jedes Jahr werden etwa 40 Millionen Tonnen Elektroschrott entsorgt (laut [Buchstabensuppen-Behörde EPA](https://www.epa.gov/sciencematters/helping-communities-manage-electronic-waste?ref=genexyz.ghost.io#:~:text=According%20to%20the%20Global%20E,discarded%20in%20landfills%20or%20incinerated.)), Bitcoin trägt nach Schätzungen 30.000 Tonnen dazu bei ([laut BBC](https://www.bbc.com/news/technology-58572385)). Kurz den Taschenrechner (derselbe aus der Oberstufe, der den Verbraucherzyklus bisher gut überstanden hat) gezückt, 30.000 durch 40.000.000 geteilt und siehe da, das sind nur 0,075 % des jährlich produzierten Elektroschrotts. Beide Links habe ich auf der ersten Google-Ergebnisseite gefunden, als ich nach "global e-waste production" und "bitcoin mining e-waste" respektive gesucht habe. Ähnlich wie beim Energieverbrauch also wieder das gleiche Thema, natürlich wäre es besser, wenn Bitcoin keine 30.ooo Tonnen Elektroschrott produzierte, allerdings tendiert die Kosten-Nutzen-Rechnung auch hier wieder stark auf Bitcoins Seite. Es gibt weitaus mehr Elektroschrott, der für weniger gesellschaftlich relevante Anwendungsfälle produziert wird.
Wenn man in folgendem Satz das Wort Ineffizienz mit Konzeption ersetzt, treffen die Autoren das Design von Bitcoin sehr treffend auf den Punkt: "Diese Konzeption des Systems ist kein Fehler, sondern ein Merkmal. Es ist eine der Besonderheiten, die Integrität des vollständig dezentralisierten Systems zu gewährleisten." Finde ich auch, gut erklärt, liebe Autoren.
> Promoting Bitcoin bears a reputational risk for banks
> Since Bitcoin appears to be neither suitable as a payment system nor as a form of investment, it should be treated as neither in regulatory terms and thus should not be legitimised.
Was denn jetzt? Ihr müsst euch schon für einen der Umschläge entscheiden, meine Lieben.
<img src="https://blossom.primal.net/79f35f98a5b442339e4c3d1646c40111197ca42fbec07afb52d9838c11810152.png">
Gerade eben wurde die fehlende Koordination bei der Regulierung bemängelt und dass eine fehlende Regulierung dazu führe, dass Kleinanleger getäuscht würden und sich in einem sicheren Hafen wögen, jetzt wird nach keiner Regulierung gerufen. Wie ich bereits gesagt habe, ist Regulierung die Anerkennung von Bitcoin und die Genehmigung seiner Existenz durch die Gesetzgebung. Das scheinen am Ende des Artikels auch die Autoren bemerkt zu haben und fordern ein komplettes Verbot, auf Grund mangelnder Klassifizierungsmöglichkeit als Investition oder Zahlungssystem. Da es sich bei Bitcoin weder um das eine, noch das andere handelt, sollte sich entweder Gedanken gemacht werden, dass die aktuelle Gesetzgebung unvollständig ist und zu langsam den technologischen Fortschritt abbildet, oder genau dieses Ausschlussverfahren zur Klassifizierung dafür sorgt, dass Bitcoin nicht unter die üblichen Kriterien fällt und somit nicht in den in den Geschäftsbereich Marktinfrastrukturen und Zahlungsverkehr fällt.
> Similarly, the financial industry should be wary of the long-term damage of promoting Bitcoin investments - despite short-term profits they could make (even without their skin in the game).
<img src="https://blossom.primal.net/3261e2a174d7a8a469c1d8ee2c8ce789300a477bf20d293cfdebbe7065c3125c.png">
\*Close 2022 Stand 21.12.
Zunächst mal die Frage, wie man kurzfristige Gewinne definiert. Nehmen wir an, alles unter einem Jahr ist ein kurzfristiger Gewinn, dann könnte man behaupten, dass Bitcoin gar nicht mal so schlecht performt. Natürlich ist die Sicht wieder willkürlich, doch möchte ich zeigen, dass es bisher nur drei Jahre gab, in denen man am Ende des Jahres schlechter dastand als zu Beginn. (Wer übrigens in der Grafik ein Muster zu erkennen meint, kann sich schonmal auf 2023 einstellen 🤔)
> The negative impact on customer relations and the reputational damage to the entire industry could be enormous once Bitcoin investors will have made further losses.
Das Argument zunächst mal wieder erklärt. Die Finanzindustrie hat sich mit Bitcoin beschäftigt und bietet Kunden und Partnern den Handel, Dienstleistungen und andere Investitionen in Bitcoin an. Deshalb könnten sie langfristig gesehen ihren Ruf schädigen, sobald Bitcoin-Investoren (also die Kunden der Institute, die mit Hilfe dieser Institute Zugang zu Bitcoin bekommen haben, nehme ich an) Verluste einfahren. Ich verstehe das Argument, aber ich verstehe den Zusammenhang mit Bitcoin nicht. Wenn ein Finanzinstitut seiner Kundschaft zu einer Investition jeglicher Form rät, muss diese doch vorher ihrer Sorgfaltspflicht nachgehen und den Kunden über alle möglichen Risiken aufklären. Das ist nicht nur bei Bitcoin so, sondern sollte bei allen Anlageklassen der Fall sein. Es sei denn, die Autoren versuchen nicht Bitcoin zu beschuldigen, sondern denken, dass alle Finanzinstitute, die sich mit Bitcoin beschäftigen, ihren Job nicht richtig machen und wollen diesen hier einen gut gemeinten väterlichen Rat geben?
Dieser letzte Abschnitt dient scheinbar gleichzeitig als Fazit des gesamten Artikels. Wobei viel Raum zur eigenen Interpretation gelassen wird. Wie wir sehen konnten, bedienen sich die Autoren im Prinzip der bekannten Argumente:
1. Bitcoin ist volatil und spekulativ und damit weder als Zahlungsmittel noch als Investitionsklasse zu gebrauchen 🥱
2. Bitcoin wird nur von Kriminellen verwendet, denn Bitcoin-Zahlungen sind illegal 🤡
3. Bitcoin hat keinen gesellschaftlichen Wert 😶🌫️
4. Bitcoin ist ein Pyramidensystem, in dem große globale Finanzinstitute und VCs mitwirken 😗
5. Bitcoin ist Krypto und Krypto gehört reguliert 👮🏼
6. Bitcoin verschmutzt die Umwelt 🥱😴😵
Ich denke jedes einzelne dieser Argumente wurde in meinen vorherigen Artikeln, und von vielen, vielen, vielen anderen schon zu genüge thematisiert und widerlegt. In den letzten zwei Artikeln habe ich versucht, in einer detaillierten Analyse der einzelnen Argumente, die grobe Fehlbetrachtung und einseitige Auslegung von Gerüchten und Halbwahrheiten der Autoren aufzuzeigen.
https://uk.finance.yahoo.com/news/ecb-ban-crypto-bitcoin-ethereum-123751593.html
In das gleiche Horn, nur offensichtlicher als Unterstützung von EZB-CBDCs verpackt, bläst auch EZB-Kollege Fabio Panetta. Dieser fordert ein ganzheitliches Verbot von Krypto-Währungen und auch wenn er es nicht einmal namentlich nennt, ist klar, dass er in seiner Betrachtungsweise Bitcoin einschließt. Besonders amüsant sind Äußerungen wie "Trust cannot be replaced by religious faith in an algorithm" und dass stattdessen eine zentrale Steuerungsfigur für die Ausgabe von Währungen von nöten und plädierte deshalb dafür, dass die Zentralbanken ihre eigenen digitalen Währungen herausgeben. Und weil nicht nur Zentralbanken sicherer, risikofreier und zuverlässiger sind, als auf öffentlich einsehbaren mathematischen Open-Source-Algorithmen basierende Systeme, "arbeitet die EZB natürlich an einem digitalen Euro und erwägt gleichzeitig neue Technologien für die Zukunft der Großhandelsabwicklung in Zentralbankgeld.“
Anders gesagt, die EZB möchte ihren eigenen digitalen Euro (EZB CBDC), den sie direkt herausgeben kann, ohne durch die lästigen Banken wirken zu müssen. Damit kann die EZB direkt über die Gelder aller Euro-Zonen-Bürger bestimmen. CBDCs stellen, anders als Cash (Münzen, Scheine), programmierbares und transparentes Geld dar, mit dem sich die Herkunft des Geldes und somit alle historischen Daten (Art der Einnahmen, Legalität der Herkunft, Steuern bezahlt, Verbindungen zu anderen Menschen, etc.) sowie Daten über den Verwendungszweck (zukünftige Verwendung des Geldes) nachvollziehen lassen. In einer Welt, in der Cash durch CBDCs ersetzt wird, besitzen wir unser Geld nicht. Und weil das viele bestimmt nicht möchten, kann nachgeholfen werden.
https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/bargeld-obergrenze-eu-staaten-100.html
In der EU wird man also bald nicht mehr Barzahlungen über 10.000 Euro tätigen dürfen.
In anderen Ländern, in denen CBDCs schon eingeführt wurden, aber von der Bevölkerung abgelehnt werden, wird zu noch drastischeren Mitteln, wie der Bepreisung von Bargeldentnahmen an Automaten, gegriffen. Wenig überraschend, dass Nigeria zum Beispiel auf Platz 11 der Länder in Bezug auf die Nutzung von Bitcoin und Stablecoins liegt, und das obwohl die Menschen dort kein Geld direkt von ihren Bankkonten an Börsen senden können, da dies dort verboten ist, da die Zentralbank des Landes, dort die eNaira CBDC eingeführt hat.
https://www.bloomberg.com/news/articles/2022-12-06/nigeria-limits-cash-transactions-to-push-enaira-and-other-payments
Wer in China sparen möchte, hat leider keine guten Karten, denn der digitale Yuan hat jetzt ein Verfallsdatum. Also los, liebe Chinesen, lauft los und gebt euer Geld ganz schnell aus, damit die Konjunktur angekurbelt wird und ihr auf gar keinen Fall Rücklagen habt, die euch erlauben, weniger zu arbeiten!
https://x.com/BitcoinMagazine/status/1601947889512620032
Wenn Regierungen den Zugang zu physischem Bargeld zunehmend einschränken, kann das also sehr schlimme Folgen haben. Es ermöglicht ihnen nämlich dann viel einfacher aus einer Reihe von Gründen den Zahlungsverkehr für Personen einzuschränken, die Konsumeigenschaften zu steuern, das Sozialverhalten in Form von monetären Anreizen zu lenken, oder den Zugang zu Bankkonten für gewisse Personen einfach zu sperren. Diese Gründe laufen dann wie immer unter dem Vorwand, die Nutzer//innen zu schützen oder ihnen zu helfen.
Heute schon werden in vielen Ländern Bankkonten eher willkürlich gesperrt und in vielen Fällen ist es für Menschen aus der Arbeiterklasse in Entwicklungsländern schwierig, überhaupt auf ein Bankkonto zuzugreifen, weil es sich für Banken nicht lohnt, so kleine Guthaben zu verwalten.
<img src="https://blossom.primal.net/c68d866c8f44fa3896325796ef846cb32cfe12789d9831fb4e6eb51b9fc7041c.jpg">
Bitcoin bietet eine dezentrale, offene, zensurresistente, unbeschlagnahmbare, frei zugängliche und private Alternative zu CBDCs. Bitcoin ist ein internationales Buchhaltungs- und Abwicklungsnetzwerk, das von keiner einzelnen Einheit kontrolliert wird, mit einer festen und sicheren Anzahl von bitcoins, die weltweit herumgeschickt werden können, ohne dass eine Validierung oder Erlaubnis durch Dritte erforderlich ist, es sei denn eine Person entscheidet sich aus Bequemlichkeitsgründen oder aus anderen Gründen dafür einen Dienstleister zu verwenden, der Aufgaben übernimmt.
<img src="https://blossom.primal.net/8e015f43f505e9d7722770bd2dd98984474e8c35647483ff6f8f40e44feafb8d.png">
Bitcoin has no CEO, leader, manager, boss, premier, commander, president, chairman, chief, controller, custodian, dean, director, supervisor, organizer, official, minister, judge, captain, overseer, and no person, government, or corporation is in control.
🫳🎤
---
In diesem Sinne, 2... 1... Risiko!
![](https://media.tenor.com/images/4ae424f8d8ea36e86169862d84d1b31e/tenor.gif)