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2025-01-17 10:34:55
Vandana Shiva ist für mich die Verkörperung der Zeit des Wandels, in der wir leben. Wandel kommt in Gang, wenn die Einsicht reift, dass eine bestehende Machtkonstellation am Ende ihres Lateins ist. Und wenn Menschen deshalb eine neue Gesellschaft aufzubauen beginnen. Vandana Shiva vereint beides: Den Scharfsinn, die Symptome der alten Gesellschaft als Zeichen deren Unterganges zu erkennen - mit der Kraft, Kreativität und Energie für den Aufbau von ehrlichen, transparenten, fairen und von Respekt getragenen Gemeinschaften. Dabei erschöpft sich ihr Respekt nicht auf uns Menschen als Teil der Schöpfung, sondern erstreckt sich auf alle Wesen. Diese kopernikanische Wende hin zu einer ethisch tragfähigen Basis für ein freudvolles Zusammenleben auf unserem Planeten scheint mir die Aufgabe unserer Generation zu sein. Und Vandana Shiva hat ihr gesamtes Leben dieser Aufgabe mit Herz, Hand und Verstand gewidmet.
Ihr 2022er [Buch „Terra Viva“](https://shop.neueerde.de/Shiva-Vandana/TERRA-VIVA.html) trägt biografische Züge. Wer sich für die schier endlose Vielfalt des Potentials in jedem von uns Menschenwesen interessiert, kann in diesem Buch im Spiegel des Lebens eines wunderbaren Menschen mit Freude und Gewinn nachvollziehen, wohin uns dieses Potential führen kann:
Die Autorin lasst uns teilhaben an ihrer Kindheit in den Wäldern am Rand des Himalaya Gebirges, wo ihre Liebe zu allem Leben begann. Als junge Frau erlebte sie die Abholzung dieser Wälder mit, sah die Auswirkungen auf ihre Heimat und die dort lebenden Menschen. Als fühlendes Wesen war ihr sonnenklar, was das Leben von ihr erwartet:
Die destruktiven Kräfte und Mächte, welche diese zerstörerischen Aktionen zu verantworten hatten, zur Strecke zu bringen und neue Gemeinschaften für die Zeit nach dem Zusammenbruch des ausgedienten alten Systems aufzubauen.
Vandana Shiva trat in den 1970er Jahren der Chipko-Bewegung bei und hat fortan bis zum heutigen Tag mit schier endloser Lebensenergie gegen die vielen Köpfe des sterbenden Drachens gekämpft. Mit ihren Worten bringt sie es so auf den Punkt: 
*„Der planetarische Notstand wurzelt in der industriellen, mechanistischen, militaristischen, anthropozentrischen, patriarchalischen Weltanschauung, die den Menschen als von der Natur getrennt und als anderen Wesen überlegen ansieht und sich anmaßt, sie zu besitzen, zu manipulieren und zu Profit- und Machtzwecken zu kontrollieren. Die Illusion von endlosem Wachstum und grenzenloser Gier verletzt systematisch die Integrität der Arten und die Grenzen des Ökosystems.“*
Gleichzeitig hat sie zahllose neue Initiativen für die Zeit danach initiiert, gegründet oder mit ihrer Kraft bereichert: Neben der Rettung des Waldes erzählt sie in ihrem Buch von den Samen der Freiheit, welche Verbrechen wie die Gen-Piraterie ablösen. Und von Gemeinschaften, die Allgemeingüter wie Wasser oder Land nach kriminellen Aneignungsversuchen durch GATT und WTO zurückerobern, etwa in den 2020er Jahren die dritte Freiheitsbewegung Indiens. 600 Bauern starben in diesem Kampf den Märtyrertod. Am 19. November 2021 wurden drei Gesetzesentwürfe zurückgezogen, welche die Kleinbauern Indiens weiter stranguliert hätten.
Danke, liebe Vandana Shiva, für Dein bisheriges Lebenswerk!
*Zuerst veröffentlicht auf dem* *[Blog der Zukunftskommunen](https://zukunftskommunen.de/)*