
@ Georg Ohrweh
2025-03-03 12:38:59
Bislang war die NATO das Trojanische Pferd der USA, um ihre Interessen weltweit durchzusetzen. Das sogenannte Verteidigungsbündnis hat sich mangels Gelegenheit einer militärischen Verteidigung mehr auf Aktionen wie im Kosovo konzentriert.
 
Mit seinen Stützpunkten in Europa hat die USA-NATO bislang die Möglichkeit geschaffen, potenzielle kriegerische Auseinandersetzungen aus dem eigenen Land fernzuhalten, zu zeigen wer die Hosen anhat und überall die Finger mit im Spiel zu haben. Sozusagen militärisches Outsourcing.
Als Gegenleistung darf Europa theoretisch unter die Bettdecke der USA-NATO krabbeln, wenn es draußen mal so richtig kalt werden sollte. Ob das auch wirklich so geschehen würde, wenn es darauf ankommt, bleibt fraglich.
Die NATO-Osterweiterung ist ein übergriffiges Heranrücken der USA an Russland, ein Ignorieren und Übergehen eines für beide Weltmächte nötigen Sicherheitsabstands.
Wenn der Nachbar mit seinen Anbauten immer mehr an die eigene Grundstücksgrenze heranrückt, den Sicherheitsabstand nicht einhält, und in seiner Großkotzigkeit immer weiter macht (weil er, überheblich, wie er ist, glaubt, dass er es kann), dann ist irgendwann der Punkt erreicht, wo man sagt: Schluss jetzt!
Den dicken Vorschlaghammer rauszuholen, ist dann sicher nicht die beste Lösung, aber was soll man machen, wenn alles Reden und die Versuche aufeinander zuzugehen und eine gemeinsame Lösung zu finden, von der Seite des Aggressors in seiner impertinenten Arroganz nicht für nötig gehalten wird.
Dieser Punkt war im Februar 2022 mit Überlegungen zum Beitritt der Ukraine in die NATO erreicht und Russland ist in die Ukraine einmarschiert. Es folgte eine massive Unterstützung der USA in Form von Logistik, Technologie (Starlink), Waffen, Bedienungspersonal und jede Menge Kohle. Und weil Deutschland ja gerne ganz vorne mitmischt und Uncle Sam zeigen will, was für ein braver Nick-August und treuer Vasall Deutschland ist, hat man sich gleich an die zweite Stelle emporgedient.
Wegen der Gefahr, dass „versehentlich“ der Bündnisfall eintreten könnte, hat man auf das offizielle Entsenden von NATO-Soldaten zur Unterstützung verzichtet. Es gibt jedoch genug Beweise dafür, dass auch Männer in der Lage sind, ihre Kleidung zu wechseln.
Es ist nie um die Verteidigung des „demokratischen Wertewestens“ gegangen, sondern immer nur, wie in jedem Krieg, um knallharte Interessen, und wieder einmal die der USA. Menschenleben Nebensache, notwendiges Übel. Was macht schon vielleicht inzwischen 1 Million gestorbener Soldaten aus? Die Erde dreht sich ja weiter. Man muss groß denken und da kann man sich nicht mit Nebensächlichkeiten abgeben.
Politik – Krieg (Krieg ist Politik mit anderen Mitteln)
Menschen – Frieden (Die Politik führt Krieg, die Menschen, egal wo, wollen Frieden!)
Schon einen Tag nach Ausbruch des Ukraine-Konflikts war klar: Die Ukraine kann den Krieg nicht gewinnen. Und von Anfang an bestand auch schon die Möglichkeit, dass die USA ähnliche „Erfolge“ erzielen würde, wie seinerzeit im Irak, in Libyen oder in Vietnam.
An dem Punkt stehen wir jetzt. Und jetzt ist die Frage, wie kann sich die USA aus der Affaire ziehen, ohne ihr Gesicht zu verlieren? Am besten natürlich als „Friedensstifter“ eines Krieges, den sie selbst angezettelt hat.
Ja, richtig, Trump ist nicht dafür verantwortlich, dass wir jetzt da stehen, wo wir sind. Aber mit seiner Präsidentschaft hat er auch die Verantwortung für das übernommen, was sein Vorgänger angerichtet hat. Seine Aufgabe ist, die Suppe auszulöffeln, die ihm andere eingebrockt haben. Er hat erkannt, dass der Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland zu keinem günstigen Ergebnis für die USA führen wird. Wie es also jetzt anstellen, dass man Selenskyj wie eine heiße Kartoffel fallen lassen kann und dabei auch noch einen weiteren Profit erwirtschaften? Wie praktisch ist da ein Deal um Seltenerden, als Gegenleistung für das „großzügige“ Engagement durch die daran gutverdienende Waffenindustrie?
Erst erhoffe ich mir Chancen, Interessen durchzusetzen, investiere in ein vermeintlich gutes Geschäft, und wenn ich dann sehe, dass nichts daraus wird, suche ich nach einer Möglichkeit, wie ich meinen Geschäftspartner auch noch für meine eigene Fehleinschätzung bezahlen lassen kann. Dieses Geschäftsmodell liegt in den Genen der USA und ist nicht erst Trumps Erfindung. Und auch das Prinzip: Erst haue ich alles kurz und klein, verdiene durch die Waffenindustrie, und dann verdiene ich noch einmal am Wiederaufbau. Große Teile der fruchtbaren schwarzen Erde in der Ukraine sind bereits in US-amerikanischer Hand.
Trumps Vorgänger John F. Kennedy hat schon gesagt: „Wen ich nicht zu meinem Feind haben will, den mache ich zu meinem Freund.“ Ist das die Strategie, die Trump gegenüber Russland, derzeit mit großem Erfolg, fährt?
Wenn Selenskyj nicht so ein erbärmlicher Charakter wäre, könnte er einem fast leidtun. Politisch unerfahren, dafür aber trittsicher auf High-Heels im Lackanzug, hat er treudoof den USA vertraut und jetzt wird er mit der Realität konfrontiert. Wie man an der hollywoodreifen Aufführung im Oval Office sehen kann, zeigt der Hai erbarmungslos seine Zähne. Entweder du spurst, wie wir es vorgeben, oder wir machen dich fertig. Gruß an Don Corleone. Hast du immer noch nicht kapiert: Wir sitzen am längeren Hebel und gewinnen immer, so oder so.
Wenn die USA so gescheit gewesen wären, Selenskij das Gefühl zu geben, er habe die Macht, als Retter und Friedensbringer für die Ukraine aus der Vertragsunterzeichnung hervorzugehen, hätte er den USA aus der Hand gefressen, weil er diesen Trick sicher nicht durchschaut hätte. Stattdessen ist er auf Konfrontationskurs gegangen, vielleicht auch, weil er glaubt, noch einige Trümpfe im Ärmel zu haben, die er in Europa vermutet. Nicht ganz unberechtigt, denn die masochistischen Tendenzen „Wir stehen nach wie vor fest an deiner Seite“, lassen weiter hoffen (ich muss schon wieder an das Lack-Kostüm denken. Passt doch.)
Sowohl Selenskyj, als auch Trump und Vance haben in diesem Drama gezeigt, dass auf beiden Seiten noch ein riesiges Optimierungspotenzial in Diplomatie besteht.
Und die Universal-Dilettanten (derzeit mein Lieblingswort) in Europa haben nichts eiligeres zu tun, als einen Pakt zu schließen, wie sie die Ukraine weiter unterstützen können. Schließlich wird die Demokratie, besonders die deutsche Unseredemokratie, ja nicht nur seinerzeit in Afghanistan, sondern auch in der Ukraine verteidigt. Das führt dann zu solchen Aussagen wie: „Die Ukraine muss den Krieg gewinnen“, obwohl Deutschland, Europa von der Realität umzingelt, langsam vom Kontinent zur Insel wird.
Inzwischen erwägen die USA aus der NATO und den Vereinten Nationen auszutreten.
Was bleibt dann von der NATO übrig, wenn die USA wegfallen? Ein Haufen europäischer Nationen, die ihre erbärmlichen Waffenbestände zum Entsorgen in die Ukraine geschickt haben und jetzt blank dastehen. Und mit einer Armee, besonders der deutschen Bundeswehr mit den paar Köpfen, die sicher ganz besonders erpicht darauf ist, ihr Land zu verteidigen, wo doch die Moral der Truppe so wunderbar durch die Impfpflicht für Soldaten gefördert wurde. Würde ich als Soldat mein Leben für ein Land hergeben, dass mich dazu gezwungen hat, einen möglichen Impfschaden bis hin zum Tod in Kauf zu nehmen? Wohl kaum.
Man hat das Gefühl, Deutschland und Europa sind in einer Zeitkapsel gefangen. Bis dato hat, außer Orban und Fico, vielleicht auch schon Meloni, wohl noch niemand erkannt, dass sich der Wind gedreht hat. Man arbeitet einen europäischen Friedensplan aus. Wie soll der aussehen: Russland soll sich aus den ehemals ukrainischen Gebieten zurückziehen, der Frieden soll von europäischen Truppen gesichert werden (da könnte ich auch meine Oma an der Grenze aufstellen), die Ukraine soll in die NATO aufgenommen werden?
Der angehende deutsche Fritzefanzler hat sich angeboten, mit Trump zu sprechen. Trump hat dankend abgelehnt. Wen wundert das? Die Verantwortlichen in Europa haben immer noch nicht realisiert, dass sie nichts zu sagen haben, von einem großen Teil der Welt ausgelacht werden, nicht zuletzt auch wegen der Außenrepräsentantin der einst führenden deutschen Wirtschaftsmacht, die mit ihrem Trampolin von einem Fettnäpfchen in das andere gesprungen ist. Diese Aufzählung könnte man um weitere „Geistesgrößen“ ergänzen, die allesamt an Gehirnschwund zu leiden scheinen.
Europa hat sich angewöhnt geschichtspolitische Ereignisse ab einem Zeitpunkt zu bewerten, der ihnen passt. Man muss jedoch die Ereignisse in einer Zeitschiene, in einem Verlauf von Ursachen und Wirkungen sehen, doch dazu scheint das europäische politische Gruselkabinett bis nach Brüssel hin, nicht in der Lage zu sein, oder es nicht zu wollen.
Vielleicht rechnet man in Brüssel mit einer Migration der durch das Ausheben des US-AID-Sumpfs auf der Flucht befindlichen Deep-State-Agitatoren und deren Vermögen Richtung Europa? Doch das wäre eine neue Verschwörungstheorie.
Selbstverständlich ist das wichtigste, dass endlich Frieden geschlossen wird, damit nicht noch mehr Menschen sinnlos sterben müssen, auf beiden Seiten. Und eigentlich ist dazu jedes Mittel recht. Das bedeutet aber nicht, dass man sich nicht die Voraussetzungen, die Rahmenbedingungen, sowie die vorangegangenen Umstände einmal anschauen sollte.