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@ Pareto
2024-04-13 09:27:06Und die Zielgruppe stets im Blick behalten…(Grafik: Netzfund, nach Bob Moran)
Eisberg voraus! So tönt es seit Jahren für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland. Eisberg voraus, ihr seid auf Kollisionskurs! Der öffentliche Rundfunk in Deutschland ist mit acht Milliarden Euro der teuerste der Welt, schafft es laut Umfragen aber nur das Vertrauen von etwa der Hälfte der Zuschauer zu gewinnen. Das muss man erst einmal schaffen!
Alles im Griff, auf dem sinkenden Schiff?
Die Verantwortlichen merken es seit Jahren auf schmerzliche Weise: Vertrauen lässt sich nicht kaufen, weder durch Zwangsgebühren, durch Mittel für Eigenwerbung noch durch Zuschauermanipulation via „Framing“, wie man es schon einmal versuchte. Doch die Warnungen kamen weiß Gott nicht nur von den bekannten Kritikern: Bundespräsident Steinmeier selbst monierte schon vor Jahren verengte Debatten, der scheidende WDR-Intendant Tom Buhrow warnte die eigene Mannschaft vor der Entfremdung vom Publikum und der Anchorman des „heute-journal“, Claus Kleber, konstatierte in seiner Abschiedssendung „Vertrauensverlust“ und hielt ein Loblied auf kritische Informationen. Der langjährige Zuschauermagnet Thomas Gottschalk sagte bei seiner letzten „Wetten dass?“-Sendung einem Massenpublikum ins Gesicht, dass ihm sein Job keinen Spaß mache, wenn er nicht frei sprechen könne.
Zahlreiche Initiativen haben in den letzten Jahren versucht, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine goldene Brücke zu bauen. Es gab u.a. Petitionen für ausgewogene Sendungen mit Corona-Kritikern oder den Versuch, mit Verantwortlichen in ein Reform-Gespräch zu kommen („Leuchtturm ARD“). Jetzt steigt der Druck im Kessel erneut: Mit einem Manifest und einer dazugehörigen Petition, die jeder unterschreiben kann, wenden sich aktuelle und ehemalige Mitarbeiter zu Wort. Das Manifest liest sich wie ein verzweifelter Ruf zur Tagesordnung, eine Erinnerung an den gesetzlichen Auftrag, doch bitte wieder staatsfern, ausgewogen und fair zu berichten sowie eine breite Themenpalette zu ermöglichen. Eine echte Palastrevolution ist es nicht, viele Mitarbeiter trauten sich nur anonym Kritik zu äußern, die Klarnamen von 36 Unterzeichnern wurden bei einer Anwaltskanzlei hinterlegt. Sie zeigen so zwar, dass die Sender kein monolithischer Block sind, Heldenmut sieht freilich anders aus: Muss man etwa im „besten Deutschland“ aller Zeiten Repressalien fürchten, wenn man die Einhaltung des gesetzlichen Auftrags durch die Sender anmahnt?
Sie lassen sich meine Texte lieber vorlesen? Dann kommen Sie auf einen Leseabend! Letze Veranstaltungen vor der Sommerpause:
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HEUTE , für Kurzentschlossene: 13.04., Restaurant Sunnebad bei Zürich, 19 Uhr, Hinterbergstrasse 20, 8499 Sternenberg, https://www.zuerioberland.ch/Guidle/lesung-mit-milosz-matuschek/
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06.05. Müllheim, Modelhof, Hofstrasse 1, 19.30 Uhr, Voranmeldung erwünscht unter: https://modelhof.com/dr-milosz-matuschek---6-mai-2024.html
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Erstmals in Österreich: 15.05. Gesprächsaufzeichnung mit Petra Führich (incl. 3-Gänge-Menü). Begrenztes Kartenkontingent.
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Alle Lesungen immer unter: www.tinyurl.com/Lesung-Matuschek
Great “Reset” für Propagandisten
Die viel wichtigere Frage ist hingegen: Bringt das noch was? Lässt sich ein morscher Betrieb noch reformieren oder hilft da nur noch die Abrissbirne? Es ist kein Geheimnis, dass große Bürokratien sich wie schwere Tanker verhalten. Sie sind schlecht manövrierfähig, gerade in Krisen. Imagepolitur und kleine Zugeständnisse bekommt man hin, den Filz bekommt man nicht mehr aus dem System. Ein Rundfunkbetrieb, der schon an seinem gesetzlichen Kernauftrag scheitert ist entweder hochgradig inkompetent, hochgradig korrumpiert oder beides. Das aktuelle Mediensystem hat nicht das Problem, dass hin und wieder Fehler passieren, sondern dass der Vorwurf des Verrats am Auftrag und am Zuschauer im Raum steht. Eine Senderfamilie wird zu einem mafiösen Gebilde, wenn sie der Regierung nach dem Mund redet und sich zum Durchlauferhitzer noch jeder ideologischen Agenda macht, die auftaucht: Migrations-Schwärmerei, Wokeismus, Klimapanik und Coronatotalitarismus, um nur die wichtigsten zu nennen.
Klingt zu dick aufgetragen? Die größten Verfehlungen während der Coronazeit kamen verlässlich aus dem zwangsgebührenfinanzierten Medienbetrieb: Dass Kinder das Coronavirus übertragen wie Ratten die Pest (Böhmermann) und Querdenker „ein bisschen wie Hitler“ seien (Bosetti), dass man Ungeimpfte prügeln müsse und diese „eine Tyrannei“ errichten.
Echte Humanisten am Werk: Sarah Bosetti (Screenshot Twitter)
All diese Aussagen wurden in öffentlich-rechtlichen Sendungen geäußert, sie blieben unwidersprochen und ungeahndet. Gebührenfinanzierte Volksverhetzung hatte nicht nur keine Konsequenzen, die Beteiligten machten und machen bis heute fröhlich Karriere. Es wäre naiv zu glauben, dass das Entgleisungen oder Versehen sind. Hass und Hetze sind Programm, während man sich dem Zuschauer zugleich als Bollwerk gegen Hass & Hetze von rechts präsentiert. Die Sendeanstalten haben sich gemausert, weg von einem bloßen Medienbetrieb und hin zu einer hochfinanzierten Pressesekte mit inquisitorischem Apparat, inklusive gesellschaftlicher Hinrichtungen. Hauptsache man bekommt das gerade angesagte Narrativ irgendwie ins Ziel, auch wenn sich der ergraute Zuschauer mit Grauen abwendet. Wenn ein orwellsches Wahrheitsministerium zu Mitteln der Volksverhetzung greift, hilft keine Reform mehr, sondern nur noch eine Abrissbirne.
Die Fehler der einen, die Versäumnisse der anderen
Welche Hilfe bei der dringend benötigten Aufarbeitung in Sachen Corona sind von so einem Senderkonglomerat zu erwarten? Es waren Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, von Zwangsgebühren bezahlt, die Politiker mit Korruptionshintergrund in verantwortliche Positionen hievten, die Scharlatane und Menschenhasser hofierten, als gäbe es kein morgen. Am schamlosesten verhielt sich Markus Lanz. Es ist kein Geheimnis, dass er als Königsmacher von Karl Lauterbach gilt. Ohne Lanz wäre Lauterbach nie Minister geworden. Schon im Jahre 2020 war Lauterbach in 31 politischen Talkshows zu Gast, davon allein 17 Mal bei Lanz. Respektabel für einen abgeschriebenen Hinterbänkler. Lanz hätte ihn am liebsten in jeder Sendung gehabt, sagte er selbst. Wieviele „Querdenker“ hatte er zu Gast? Keinen einzigen.
Wie lange eigentlich noch? (Bild: Netzfund)
Mehr Kungelei zwischen einem Journalisten und einem Politiker geht eigentlich nicht, zumal man auch privat Kontakt hat. Lanz macht so aus einem (gutbezahlten) Job mit gesetzlichem Auftrag, nämlich öffentlicher Informationsvermittlung, sein privates Politikerstadel, einen lanzschen Streichelzoo, wo man sich kennt, schätzt, gegenseitig „großartig“ oder „sensationell“ findet und hofiert („Grüße gehen raus“). Irgendwie müssen Kriegs- und Coronapanik ja in den Zuschauer rein und der geschleckte Tiroler ist nun mal das beste Gleitmittel. Staatsferne, Distanz und Ausgewogenheit, anyone?
Es ist kein großes Wunder: Wenn öffentlich-rechtliche Medien mit Politik (und Wirtschaft) eine Art Interessenkonglomerat bilden, kann der Aufklärungsauftrag nicht erfüllt werden. Durch solche Medien ist schlicht keine effektive politische Kontrolle möglich. Denn die Fehler der Politiker, die dann herauskommen, sind immer auch die Versäumnisse des Kontrolleurs.
So ist das Ende dann auch vorgezeichnet: Entweder kommt die Abrissbirne oder man schlägt davor noch den letzten Zuschauer in die Flucht.
Dieser Text erschien auch in der Weltwoche.
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